Putins Politik führe Land ins Chaos
Zerfall Russlands? Ex-Ukraine-Präsident Juschtschenko sieht keine Zukunft für Putins Regime
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von Benedikt RammerDer russische Präsident Wladimir Putin (links) spricht mit dem damaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko vor dem informellen GUS-Gipfel 2008 im Haus der Freundschaft in Moskau.
Bild: imago stock&people
Der ukrainische Ex-Präsident Wiktor Juschtschenko sieht das Ende von Putins Regime nahen. Seiner Ansicht nach wird Russlands Imperialismus den Zerfall der Föderation in bis zu 20 Teilrepubliken zur Folge haben.
Das Wichtigste in Kürze
Ex-Präsident Juschtschenko prophezeit den Zerfall Russlands in bis zu 20 Republiken.
Er kritisiert die systematische Ausbeutung indigener Völker durch den Kreml und nennt Jakutien als Beispiel.
Für einen Sieg der Ukraine sei neben territorialer Integrität auch der Sturz von Putins Regime essenziell.
Der frühere Präsident der Ukraine, Wiktor Juschtschenko, hat in einem Interview mit europäischen Medien in Kiew eine düstere Prognose für die Zukunft Russlands abgegeben. Er sieht das Regime von Wladimir Putin auf dem Weg in eine Katastrophe und hält den Zerfall der Russischen Föderation in bis zu 20 eigenständige Republiken für ein realistisches Szenario. "Putin führt das Land in die Katastrophe", sagte Juschtschenko gegenüber "ntv.de".
Die Grundlage für diesen Zerfall sei die systematische Ausbeutung der mehr als 100 indigenen Bevölkerungsgruppen Russlands, darunter Völker wie die Tartaren und Jakuten. "Diese Völker erinnern sich daran, was ihnen über Jahrhunderte angetan wurde", erklärte Juschtschenko. Die Unterdrückung und wirtschaftliche Ausbeutung durch den Kreml könnten schon bald dazu führen, dass diese Gruppen ihre eigene Zukunft unabhängig von Moskau gestalten wollen.
Jakutien: Reichtum und Armut nebeneinander
Ein Beispiel für diese Ungleichheit sei die Teilrepublik Jakutien, so Juschtschenko gegenüber "ntv.de". Die Region ist reich an Bodenschätzen wie Diamanten, Erdöl und Gold, doch von den Gewinnen profitiert vor allem Moskau. Die lokale Bevölkerung, die überwiegend dem Turkvolk der Jakuten angehört, lebt zu zwei Dritteln von Mindestlöhnen und ist den Umweltfolgen des intensiven Bergbaus ausgesetzt. "Jakutien ist eines der reichsten Gebiete Russlands, aber seine Menschen leben in Armut", kritisierte Juschtschenko.
Er glaubt, dass es vor allem die politischen Bewegungen dieser unterdrückten Bevölkerungsgruppen sein werden, die das Regime in Moskau ins Wanken bringen könnten. "Nicht Armeen sind Putins größte Angst, sondern der Widerstand der unterdrückten Völker", sagte er.
Putins Regime als Hindernis für Frieden
Für die Ukraine sieht Juschtschenko keine dauerhafte Sicherheit, solange Putin an der Macht bleibt. Neben der Rückeroberung der Grenzen von 1991 und einer EU-Mitgliedschaft sei der Sturz des russischen Regimes zwingend notwendig, um Frieden zu erreichen. "Russland muss einen demokratischen Weg gehen", forderte er. Doch dies sei angesichts der Geschichte des Landes nicht einfach, da es historisch keine ausgeprägten demokratischen Traditionen gebe.
Juschtschenko erinnerte daran, dass in Russland der Wille zur Freiheit über Jahrhunderte zerstört worden sei – eine Entwicklung, die bis ins Zarenreich zurückreiche. Er stellte jedoch klar, dass politische Massenproteste in Moskau die größte Bedrohung für Putins Herrschaft darstellen würden: "Wenn Millionen Menschen in Moskau auf die Straße gehen, wäre das definitiv das Ende der Diktatur."
Der Maidan als Inspiration
Juschtschenko sprach auch über seine eigenen Erfahrungen während der Orangen Revolution in der Ukraine im Jahr 2004. Damals hatte er gegen seinen pro-russischen Konkurrenten Wiktor Janukowytsch kandidiert und nach massiven Protesten und einer Neuwahl die Präsidentschaft gewonnen. Der Maidan, Kiews zentraler Platz der Unabhängigkeit und Schauplatz zahlreicher Demonstrationen, sei für Putin ein "Albtraumwort".
Die ukrainische Geschichte zeigt, dass Freiheitsbewegungen erfolgreich sein können – ein Szenario, das laut Juschtschenko auch in Russland Realität werden könnte. Er ist überzeugt: "Putins Imperialismus und die Ausbeutung seiner Bevölkerung werden sein Regime zu Fall bringen."
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