Experten skeptisch
Verzicht auf Nato-Mitgliedschaft: Ein Schritt, der für die Ukraine nichts verändert?
Veröffentlicht:
von Benedikt RammerDer NATO-Verzicht der Ukraine ist laut eines Experten irrelevant für die Friedensverhandlungen.
Bild: :newstime
Präsident Selenskyj hat den Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft offiziell erklärt. Sicherheitsexpert:innen bewerten diesen Schritt unterschiedlich, sehen aber keine grundlegende Änderung in der geopolitischen Lage.
Das Wichtigste in Kürze
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat den Verzicht auf einen Nato-Beitritt offiziell erklärt.
Expert:innen bewerten diesen Schritt unterschiedlich; eine grundlegende geopolitische Veränderung wird nicht erwartet.
Sicherheitsgarantien und mögliche Zusagen von US-Präsident Trump stehen im Mittelpunkt der Diskussion.
Die Ukraine verabschiedet sich offiziell von ihrem Ziel, der Nato beizutreten. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Sonntag (15.12.), dass sein Land stattdessen auf Sicherheitsgarantien von den USA, Europa und weiteren Staaten setzen wolle. Dieser Schritt erfolgte im Rahmen laufender Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland. Selenskyjs Entscheidung markiert eine bedeutende Kehrtwende in der ukrainischen Außenpolitik und stößt auf unterschiedliche Einschätzungen von Expert:innen.
Justin Logan vom Cato Institute sieht darin keinen Wendepunkt. "Es ist ein Versuch, vernünftig zu erscheinen", kommentierte Logan den Verzicht der Ukraine laut "ntv". Er betonte, dass eine Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine schon seit Langem unrealistisch gewesen sei. Andrew Michta, Professor für strategische Studien an der University of Florida, schloss sich dieser Einschätzung an: "Ein Nato-Beitritt der Ukraine ist derzeit kein Thema." Stattdessen könnten Partnerstaaten alternative Wege finden, um die Sicherheit der Ukraine zu gewährleisten, so Logan weiter.
Unterschiedliche Perspektiven auf die Entscheidung
Eine andere Sicht vertritt Brett Bruen, ehemaliger außenpolitischer Berater der Obama-Regierung und Leiter der Beratungsfirma Global Situation Room. Bruen bezeichnete Selenskyjs Angebot laut "ntv" als substanziell und strategisch klug. "Es ist eine Möglichkeit für Selenskyj, die Bereitschaft der Ukraine zu bedeutenden Zugeständnissen für den Frieden in einen Kontrast damit zu stellen, dass Moskau nennenswerte Zugeständnisse verweigert", erklärte Bruen.
Dabei stellt sich jedoch die Frage nach den Gegenleistungen. Bruen vermutet, dass US-Präsident Donald Trump der Ukraine Versprechungen gemacht haben könnte, wie etwa den Schutz des ukrainischen Luftraums oder eine verstärkte Militärhilfe im Falle einer erneuten russischen Offensive. "Die Ukraine braucht eine Absicherung für das, was Trump verspricht, und sie braucht mehr als nur ein Wort", betonte Bruen. Die Glaubwürdigkeit und Verbindlichkeit dieser Zusagen seien entscheidend für die zukünftige Sicherheit des Landes.
Ein Schritt in Richtung Frieden?
Die geopolitischen Auswirkungen des ukrainischen Verzichts auf eine Nato-Mitgliedschaft bleiben jedoch begrenzt, so die überwiegende Meinung der Expert:innen. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wird durch diesen Schritt allein nicht gelöst werden können, da die Grundprobleme weiterhin bestehen. Dennoch könnte Selenskyjs Kompromiss als Signal für eine Dialogbereitschaft gewertet werden – eine wichtige Grundlage für mögliche Fortschritte in den Friedensverhandlungen.
Verwendete Quellen:
ntv: "Experte: Kiews Nato-Verzicht ändert "überhaupt nichts""
Nachrichtenagentur dpa
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