ZDF-"Politbarometer"

Umfrage: Die Jüngeren haben das Vertrauen ins Rentensystem komplett verloren

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von Kira Born

Eine stabile Rente klingt positiv. Doch kritische Stimmen befürchten, dass besonders der junge Teil der deutschen Bevölkerung für die Rentenreform aufkommen muss.

Bild: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa


Müssen junge Menschen die Rentenlast tragen? Eine Mehrheit der Deutschen stimmt dem laut einer Befragung des ZDF zu. Und auch in der Bundesregierung sorgt das Thema für Spannungen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bundesregierung will die Renten bis 2031 stabil halten.

  • Teile der Union sehen die Gefahr, dass die Mehrkosten allein von den jüngeren Generationen getragen werden muss.

  • Eine Erhebung des ZDF zeigt ebenfalls: Besonders junge Befragte befürchten eine zu starke Belastung ihrer Altersgruppe durch die Haltung des Rentenniveaus.

Absichert durch die Rente? Vor allem junge Menschen haben darin kein Vertrauen mehr und sehen im Rentensystem eine Last für ihre Generation. In einer repräsentativen Umfrage des ZDF-"Politbarometers" zeigt sich: Mehr als 80 Prozent der 18 bis 34 und 74 Prozent der 35 bis 59 Jähren gaben an, dass die deutsche Rentenpolitik zu stark jüngere Generationen belastet.

Auch im Befragungsschnitt über alle Altersgruppen zeigt sich ein deutliches Bild: 71 Prozent sehen die Versorgung für das Alter zu stark auf den Schultern der Jüngeren. Das könnte sich auch mit der angestrebten Rentenreform der Koalition so bleiben.

Halten das Rentenniveau bis 2031 umstritten in Bevölkerung und Koalition

Wie in der Bundestagswahl versprochen, will die schwarz-rote Koalition das Rentenniveau sichern. Dazu gehören die sogenannte Haltelinie beim Renten-Sicherungsniveau, die ausgeweitete Mütterrente, die geplante Frühstartrente, wonach Kinder ab dem sechsten Lebensjahr pro Monat zehn Euro vom Staat für ein Altersvorsorgedepot bekommen sollen. Zudem die Aktivrente mit steuerfreiem Zuverdienst bis zu 2.000 Euro im Monat für Rentner:innen, eine Betriebsrentenstärkung und die Reform der Riester-Rente. Das alles soll bis zum 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Doch ein Großteil der Deutschen steht dem Festhalten am aktuellen Rentenniveau kritisch gegenüber. 54 Prozent der 18- bis 34-Jährigen und 46 Prozent der Befragten im Alter zwischen 35 und 59 sprechen sich dagegen aus. Im Schnitt aller Altersgruppen halten 46 Prozent das Festhalten am Rentenniveau bis 2031 für "gut" - und 43 für "nicht gut", so die Auswertungen des "Politbaromenters".


Doch aktuell sorgt die im Kabinett vereinbarte Verlängerung der Renten-Haltelinie für mächtig Zoff bei Schwarz-Rot. Teile der Jungen Union und der CDU/ CSU kritisieren, dass mit der Verlängerung des Absicherungsniveaus der Rente im Verhältnis zu den Löhnen - bei 48 Prozent bis 2031 - hohe Mehrkosten entstehen. Diese ginge besonders zulasten jüngerer Generationen, wie es aus Teilen der Union heißt.

Befürworter der Renten-Haltelinie stellen sich hinter Merz

Bundeskanzler Friedrich Merz hatte den in der Koalition gefundenen Kompromiss auch gegen die Kritik aus dem Unionsnachwuchs verteidigt. Ebenso stellt sich der Vizechef der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Fraktion, CDU-Politiker Kai Whittaker, hinter den Kanzler "Den aktuellen Gesetzentwurf zum Kampf um Generationen-Gerechtigkeit zu erklären, geht an der Realität vorbei", sagte der 40-Jährige "Welt" und "Politico". Wer behaupte, nur die Jungen zahlten die Zeche, habe die Rechnung ohne den Steuerzahler gemacht, so Whittaker.

Für die sogenannte Haltelinie würden alle Generationen aufkommen müssen, nicht nur die Jüngeren, argumentierte Whittaker. Eines der Hauptargumente der Kritiker:innen sei damit nichtig. Denn den größten Steueranteil würden vor allem Leute mit hohen Einkommen tragen – größtenteils Menschen über 50. Sogar die Rentnergeneration zahle weiter mit, zum Beispiel über die Mehrwertsteuer, so der CDU-Mann.


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