Attacke auf Bahnstrecke
Polen schließt letztes russisches Konsulat - Kreml spricht von "Verfall" der Beziehungen
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von dpaDer polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hält eine Rede vor dem Unterhaus im Gebäude des Sejm.
Bild: Albert Zawada/PAP/dpa
Nach dem mutmaßlichen versuchten Anschlag auf einen Zug verschärft Polen den Ton gegenüber seines Nachbarlands. Russland will seinerseits ähnlich reagieren.
Das Wichtigste in Kürze
Polen wirft dem russischen Geheimdienst vor, hinter einem Sprengstoffanschlag auf die Bahnstrecke von Warschau nach Lublin zu stecken.
Daraufhin werde das einzige verbleibende russische Generalkonsulat in Danzig geschlossen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von einem "völligen Verfall" der Beziehungen zu Polen und drückte sein Bedauern aus.
Als Reaktion auf den Sprengstoffanschlag auf eine strategisch wichtige Bahnstrecke schließt Polen das russische Generalkonsulat in Danzig (Gdansk). Er habe die Genehmigung für die diplomatische Niederlassung zurückgezogen, sagte Außenminister Radoslaw Sikorski in Warschau. Polen werde als Antwort auf den Anschlag auch weitere Schritte "nicht diplomatischer Natur" unternehmen. Details nannte Sikorski nicht.
Die polnische Regierung beschuldigt russische Geheimdienste, hinter einem Sprengstoffanschlag auf die Bahnstrecke von Warschau nach Lublin zu stecken. In der Nähe der Ortschaft Mika rund hundert Kilometer südöstlich von Warschau waren am Samstag (15. November) bei einer Explosion die Gleise zerstört worden. Weil ein Zugführer die Beschädigung bemerkte und meldete, wurde niemand verletzt. Die Ermittler:innen haben zwei Tatverdächtige im Visier. Die beiden ukrainischen Staatsbürger sollen im Auftrag Moskaus gehandelt und sich nach der Tat nach Belarus abgesetzt haben.
"Die Absicht war, Menschen zu töten"
Dieser Vorfall sei eine bedeutende Eskalation im russischen Vorgehen, sagte Sikorski. "Sabotage ist, wenn Besitz beschädigt wird. Wenn die Absicht ist, Menschen zu töten, ist das keine Sabotage mehr, sondern Staatsterrorismus."
Das russische Generalkonsulat war die letzte verbleibende Einrichtung dieser Art in Polen. Bereits im Mai hatte Polen nach Brandstiftungsvorwürfen gegen den russischen Geheimdienst das Generalkonsulat in Krakau schließen lassen. Das Generalkonsulat in Posen (Poznan) wurde aus dem gleichen Grund bereits 2024 geschlossen.
Sikorski betonte, Polen habe ähnlich wie andere EU-Länder, die von den Aktivitäten des russischen Geheimdienstes betroffen seien, nicht die Absicht, die russische Botschaft in Warschau zu schließen und die diplomatischen Beziehungen zu Moskau abzubrechen.
Kreml bedauert Verfall der Beziehungen
In Moskau kündigte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa an, die Zahl der polnischen Diplomat:innen im Konsulat des Landes zu reduzieren. Es handele sich um "spiegelgerechte" Maßnahmen der russischen Seite, sagte sie der Moskauer Zeitung "Kommersant".
Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von einem "völligen Verfall" der Beziehungen zu Polen. Die Schließung des Generalkonsulats sei Ausdruck des Wunsches der polnischen Führung, jegliche Möglichkeit konsularischer oder diplomatischer Beziehungen zunichtezumachen. "Da kann man nur sein Bedauern ausdrücken."
Polens Außenminister sagte weiter, man werde sich an die Regierung in Belarus mit einem Gesuch wenden, die beiden Tatverdächtigen auszuliefern. "Dies sind die Prozeduren." Große Hoffnungen, dass das von Machthaber Alexander Lukaschenko autoritär regierte Land der Bitte nachkomme, habe man nicht. Belarus ist ein enger Verbündeter Russlands.
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