"Markus Lanz"

Lanz setzt Digitalminister Wildberger unter Druck: "Werden Sie das noch erleben?"

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von Natascha Wittmann

Digitalminister Karsten Wildberger will Deutschland auf digitaler Ebene voranbringen - ließ bei "Markus Lanz" aber konkrete Ansagen vermissen.

Bild: ZDF / Markus Hertrich


Digitalminister Karsten Wildberger will Deutschlands Verwaltung grundlegend modernisieren. Bei "Markus Lanz" sprach er über Großprojekte, die ihm Hoffnung geben. Bei konkreten Zeitplänen blieb er jedoch vage - ganz zur Unzufriedenheit des ZDF-Moderators.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei "Markus Lanz" erklärte Karsten Wildberger, CDU-Minister für Digitales und Staatsmodernisierung, wie er die Digitalisierung in Deutschland vorantreiben möchte.

  • Als Markus Lanz nach konkreten Projekten fragte, blieb Wildberger jedoch vage.

Papierberge, Funklöcher, langsame Behörden: Während andere Länder längst digital durchstarten, steckt Deutschland weiter im analogen Alltag fest. Bei "Markus Lanz" erklärte Karsten Wildberger, CDU-Minister für Digitales und Staatsmodernisierung, wie er das ändern will. Seine Visionen stießen im Studio aber auf Skepsis. Wildberger räumte offen ein, dass Deutschland beim Thema Digitalisierung Nachholbedarf hat - betonte aber zugleich die Stärken des Landes: "Wir haben fantastische Universitäten, fantastische Ökosysteme."

Gerade im Forschungsbereich der Künstlichen Intelligenz sei man "sehr, sehr gut" aufgestellt. Was fehlt, sei die Umsetzung. "Digitalisierung lebt davon, dass man ein solches Mammutprojekt organisiert. (...) Da können wir uns von anderen etwas abschauen", bekannte Wildberger. Deshalb forderte er am Mittwochabend: "Weniger reden, mehr machen."

Als Markus Lanz nach konkreten Projekten fragte, wurde es vage. Den bundesweiten Start der digitalen Brieftasche kündigte Wildberger für den 2. Januar 2027 an - weitere Digitalisierungsziele blieben unkonkret. "Hätten wir vor sieben, acht Jahren konsistent damit angefangen, würden wir heute so hier nicht sitzen", wich der CDU-Mann aus. Journalist Michael Bröcker sah derweil ein "Mentalitätsproblem" in Deutschland. "Neue Technologien, die uns eigentlich das Leben erleichtern", würden viel zu häufig "skeptisch" beäugt werden. Zudem gebe es ein strukturelles Problem, weil viele Entscheidungen auf kommunaler Ebene lägen.

Digitalminister Wildberger will "mega-dickes Brett bohren"

Lanz reagierte empört: "Das können wir doch so nicht weitermachen." Er wollte wissen: "Wie kriegen Sie das in den Griff?" Wildberger antwortete: "Das ist ein mega-dickes Brett, überhaupt keine Frage. Und dieses Brett bohren wir wirklich von verschiedenen Stellen an." Er sprach dabei von "sechs Großprojekten", die als "Puzzleteile" ineinandergreifen sollen. Doch Lanz ließ nicht locker und fragte immer wieder konkret nach. "Digitale Steuererklärung - wann genau?", so der ZDF-Moderator.

Doch Wildberger blieb vage: "Das kann ich Ihnen nicht sagen." Ob er das Projekt noch als Minister erleben werde? "Wäre schon schön! Ich kann Ihnen noch kein Datum sagen." Michael Bröcker forderte in dem Zusammenhang mehr Mut zur Veränderung: "Sie werden nicht umhinkommen, ganze bürokratische Ebenen, Instanzen - inklusive der Beamten am Ende - abzuschaffen." Der Staat müsse sich radikal verschlanken.

Wildberger widersprach: "Mit einer Kettensäge können Sie Dinge auseinandernehmen, aber Sie können nichts damit bauen." Er sehe sich stattdessen eher als Mann mit dem Werkzeugkasten. Der Umbau der Verwaltung müsse mit Augenmaß erfolgen - vor allem aber gemeinsam mit den Menschen: "Sie müssen Menschen mitnehmen."

CDU-Politiker Karsten Wildberger hoffnungsvoll: "Darum geht es: Momentum aufbauen"

Lanz brachte das Dilemma auf den Punkt: "Im Grunde müssen Sie doch das Kunststück hinkriegen, Leute davon zu überzeugen, Ihnen zu helfen, an Ihrer eigenen Abschaffung mitzuwirken." Wildberger versuchte es derweil mit Realismus: "Das System arbeitet - darum geht es: Momentum aufbauen." Der CDU-Mann versuchte, dabei keine falschen Versprechungen zu machen: "Ich kann auch nicht alles direkt versprechen, tue ich auch nicht."

Mit seiner Argumentation konnte der Minister für Digitales bis zum Schluss keine große Begeisterung auslösen. Im Gegenteil - besonders Michael Bröcker blieb skeptisch und sagte vorsichtig: "Wenn es das Einzige ist, was diese Regierung hinkriegt in vier Jahren - die Modernisierung dieses Staates und der Verwaltung - dann wäre das schon mehr, als man hoffen könnte."

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