Angriffskrieg
Befahl er die Tötung von Zivilisten? Ukraine identifiziert russischen Butscha-Kommandeur
Veröffentlicht:
von Jana WejkumEine Frau besucht im Februar 2025 anlässlich des dritten Jahrestags der russischen Invasion eine Gedenkstätte für getötete Zivilist:innen in Butscha. (Archivbild)
Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Zu Beginn des Angriffskriegs 2022 legten erschütternde Kriegsverbrechen in Butscha die Skrupellosigkeit des russischen Militärs offen. In der Aufklärung gibt es jetzt entscheidende Fortschritte.
Das Wichtigste in Kürze
Erstmals hat die Ukraine laut eigenen Angaben einen russischen Kommandanten identifiziert, der für einige Tötungen in Butscha verantwortlich sein soll.
Der Kommandant habe unter anderem seine Truppen angewiesen, vorsätzlich Zivilist:innen zu jagen, verletzen und zu töten.
Im Kiewer Vorort Butscha sind während der russischen Besatzung im Frühjahr 2022 mehr als 450 Menschen getötet worden.
Ukrainische Ermittler:innen haben erstmals einen mutmaßlichen Verantwortlichen für die Tötungen in Butscha identifiziert. Laut der internationalen Rechtsstiftung Global Rights Compliance (GRC) soll der Kommandant Yurii K., Teil der 76. Luftlandedivision, vom 7. März bis 1. April 2022 an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sein. Er habe seine Truppen angewiesen, vorsätzlich Zivilist:innen zu jagen, verletzen und zu töten.
Konkret werden dem Verdächtigen 17 Tötungen und vier Fälle unmenschlicher Behandlungen vorgeworfen. Yurii K. soll außerdem Befehl erteilt haben, die Leichen einiger Opfer zu verbrennen, um Beweismaterial zu vernichten.
Bei den Ermittlungen wurden die ukrainischen Behörden von der Rechtsstiftung GRC unterstützt. Sie werteten Zeug:innenaussagen, Rekonstruktionen, forensische Untersuchungen und Karten aus.
Präzedenzfall für zukünftige Verurteilungen
Laut GRC zeige die methodische Vorgehensweise des Kommandanten, dass die Kriegsverbrechen Teil der russischen Strategie seien. Es werde vermutet, dass außer Yurii K. ranghöhere russische Führungspersönlichkeiten daran beteiligt waren.
Der stellvertretende ukrainische Generalstaatsanwalt, Andrij Leschtschenko, betont die individuelle Verantwortung von Kommandanten, die Befehle zu Kriegsverbrechen erteilen oder diese nicht verhindern. Er sehe darin einen Präzedenzfall für die zukünftige Verurteilung von Kriegsverbrecher:innen.
Bislang hatte es seitens der ukrainischen Staatsanwaltschaft nur Ermittlungen gegen einfache Soldaten, nicht gegen Kommandeure, gegeben. Yurii K. befindet sich zurzeit nicht in ukrainischem Gewahrsam.
Massaker mit mehr als 450 Toten
Als der Kiewer Vorort Butscha im Frühjahr 2022 von ukrainischen Truppen zurückerobert worden war, bot sich dort ein grauenvolles Bild: Erschossene Zivilist:innen lagen auf der Straße, einige davon gefesselt. Mehr als 450 Tote wurden aus Massengräbern geborgen.
Der Kreml wies jegliche Verantwortung von sich. So behauptete der russische Außenminister Sergej Lawrow im April 2022, die Lage in Butscha sei inszeniert gewesen.
Verwendete Quellen:
Global Rights Compliance: "Ukraine Issues First-of-Its-Kind Notice of Suspicion Showing Systematic Russian War Crimes Campaign Coordinated by Russian Commander in Bucha"
Nachrichtenagentur Reuters
Nachrichtenagentur dpa
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