Immer dreister

Selfie-Wahn nimmt überhand: So wehren sich die Händler in Palma jetzt gegen Touristen

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von Max Strumberger

Die Altstadt von Palma de Mallorca zieht Tourist:innen aus aller Welt an.

Bild: Zoonar


Die Altstadt von Palma de Mallorca zieht Tourist:innen aus aller Welt an. Doch der Selfie-Wahn sorgt zunehmend für Frust bei den Ladenbesitzer:innen. Statt zu kaufen, nutzen Besucher:innen die Geschäfte als Fotokulisse – und hinterlassen nichts als Ärger und leere Kassen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Palma de Mallorcas Altstadt ist ein beliebtes Ziel für Tourist:innen – und ihre Smartphones.

  • Doch der Selfie-Boom bringt nicht nur Likes, sondern auch Frust.

  • Händler:innen fühlen sich ausgenutzt.

Die Altstadt von Palma de Mallorca ist bekannt für ihre malerischen Gassen und charmanten Läden und längst ein Magnet für Tourist:innen aus aller Welt. Doch was einst als Segen für die lokale Wirtschaft galt, entwickelt sich zunehmend zum Fluch. Immer mehr Ladenbesitzer:innen wehren sich gegen den sogenannten Selfie-Wahn, der ihre Geschäfte in Fotostudios verwandelt. "Die Leute kommen herein, ohne Hallo zu sagen, stellen sich vor den Spiegel und machen Selfies von ihrem Hintern. Und gehen dann, ohne ein Wort zu sagen", zitiert das "Mallorca Magazin" die genervte Ladenbesitzerin Vanita.

Ihre Geduld ist am Ende – ein Schild mit der Aufschrift "Fotografieren verboten" ziert nun ihr Schaufenster. Das Problem ist nicht nur auf Vanitas Laden beschränkt. Auch andere Geschäftsinhaber:innen berichten von ähnlichen Erfahrungen. "Touristen – egal ob Teenager oder Erwachsene –, die sich vor den Spiegel stellen, Schmollmund machen, mich filmen … Sie gehen sogar in die Umkleidekabine, um Fotos zu machen. Aber sie fragen nie um Erlaubnis", erzählt Vanita weiter. Besonders ärgerlich sei es, wenn junge Urlauberinnen Kleidung anprobieren, Fotos machen und dann ohne einen Kauf wieder verschwinden.


Händler:innen reagieren auf Selfie-Jäger:innen

Die Händler:innen fühlen sich zunehmend ausgenutzt und sprechen von einer regelrechten "Instagram-Epidemie", die ihre Existenz bedroht. Sogar der älteste Laden Mallorcas, die Kurzwarenhandlung Ca Donya Àngela, bleibt von diesem Phänomen nicht verschont. Die bunte Wand voller Knöpfe und Stoffe hinter dem Tresen hat sich zu einem beliebten Motiv für Instagram-Touristen entwickelt. Doch statt Umsatz zu generieren, bringt der Ansturm der Selfie-Jäger:innen nur Frust. Besitzer Miquel Aguiló hat eine kreative Lösung gefunden: Wer ein Foto machen will, muss einen Euro in eine bereitgestellte Box werfen. "Es ist einfach nicht fair, dass wir nur als Kulisse dienen und nichts davon haben", erklärte er gegenüber "Ultima Hora".

Das Problem beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Läden der Altstadt. Der Instagram-Tourismus hat bereits an anderen Orten der Insel für Unmut gesorgt. So wurde der Strand Es Caló des Moro im Südosten Mallorcas im vergangenen Jahr von Tausenden Influencer:innen regelrecht überrannt. Die malerische Kulisse lockte Menschenmassen an, die für ihre Social-Media-Profile posierten – sehr zum Ärger der Einheimischen, die mit Protestmärschen auf die Missstände aufmerksam machten.

Die Ladenbesitzer:innen in Palma hoffen nun auf ein Umdenken bei den Touristen. Sie wünschen sich mehr Respekt für ihre Geschäfte und weniger Fokus auf die perfekte Inszenierung für Instagram. Denn auch wenn die Fotos ihrer Läden in den sozialen Medien kursieren, bleibt der erhoffte wirtschaftliche Nutzen aus. Stattdessen fühlen sie sich zunehmend wie Statisten in einer Welt, in der Likes und Follower wichtiger zu sein scheinen als echte Wertschätzung und Unterstützung für lokale Unternehmen.


Quelle:

Mallorca Zeitung: Palma de Mallorca: Geschäfte wehren sich gegen Instagram-Touristen

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