Industriebetrieb in Mainaschaff

Rauchwolke über Aschaffenburg – Behörden geben Entwarnung nach Chemieunfall

Aktualisiert:

von Momir Takac

Auf diesem Standbild aus einem Video ist eine Gaswolke zu sehen, die in einem Industriebetrieb durch einen Störfall in der Gemeinde Mainaschaff freigesetzt wurde.

Bild: dpa


Schwerer Chemieunfall bei Aschaffenburg: In einem Industriegebiet in Mainaschaff wurde eine Gaswolke freigesetzt. Nun haben Behörden Entwarnung gegeben.

Nach dem Chemieunfall in einem Industriebetrieb in Mainaschaff bei Aschaffenburg können Schulen und Kitas normal öffnen. Das teilte die Gemeinde Mainaschaff am Mittwochmorgen (8. Oktober) mit. Messungen in der Luft seien als unbedenklich eingestuft worden. Vier Menschen waren durch den Vorfall leicht verletzt worden.

In einem Industriebetrieb in Mainaschaff hat es am Dienstag (7. Oktober) einen Störfall gegeben, wodurch eine Gaswolke freigesetzt worden ist. Behörden zufolge zog diese auch über das nahegelegene Aschaffenburg.

Menschen in Mainaschiff und Aschaffenburg sollten in Häusern bleiben

Um kurz nach 19:30 Uhr sendete die Integrierte Leitstelle Bayerischer Untermain laut "Augsburger Allgemeinen" über gängige Warn-Apps eine Warnmeldung an die Bevölkerung. Darin war etwa von "extremer Gefahr" oder einer "hohen Warnstufe" die Rede. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz stufte die Gaswolke als möglicherweise giftig ein.

Die Stadtverwaltung rief die Bevölkerung am Dienstag auf, in den Häusern zu bleiben. Auch sollten Türen und Fenster geschlossen bleiben und Lüftungen sowie Klimaanlagen abgeschaltet werden.

Gase können lebensgefährlich sein

Auslöser der Gefahrstoffwolke war laut Kreisbrandinspektion ein "sehr großes Metallteil", das in ein Säurebad mit 6.000 Litern Salpetersäure geraten war und dort eine chemische Reaktion ausgelöst hatte.

Laut Landkreis Aschaffenburg entstanden dabei nitrose Gase. Diese können nach Angaben der Deutschen Gesetzliche Unfallversicherung im schlimmsten Fall ein lebensgefährliches Lungenödem auslösen. Dabei sammelt sich Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in der Lunge, was zum Tod führen kann.

Ursache ist bislang ungeklärt

Die Einsatzkräfte sperrten das betroffene Gebiet großräumig ab und gingen mit Schutzanzügen ins Gebäude. Weil Versuche, das Metallstück aus dem Säurebecken zu holen, scheiterten, wurde die Säure in ein anderes Becken umgepumpt. Dabei halfen laut Kreisbrandinspektion auch Mitarbeiter:innen der betroffenen Firma.

Warum das Metallteil ins Säurebecken geriet, blieb zunächst unklar. Ein Sprecher der Polizei sagte am Mittwoch, es werde noch dauern, bis man zu Ursache und Schaden etwas sagen könne. Das betroffene Gebäude in dem Industriebetrieb habe bislang nicht betreten werden können. Zunächst müsse auch noch eine mögliche Einsturzgefahr ausgeschlossen werden.

"Auf unsere Blaulichtfamilie ist Verlass"

Auch die Kreisbrandinspektion hat mittlerweile Entwarnung gegeben. Schon während des noch laufenden Einsatzes am Dienstag sei bei der Überwachung der Umgebungsluft "trotz einer deutlich wahrnehmbaren Geruchsbelastung" im Nahbereich und an anderen Messstellen "zu keinem Zeitpunkt gefährliche Werte" festgestellt worden, hieß es am Mittwochmorgen. Auch nachdem der Wind kurzfristig gedreht hatte, seien alle Messergebnisse unauffällig geblieben.

Stundenlang waren am Dienstag Feuerwehrleute in Schutzanzügen vor Ort, insgesamt waren laut Kreisbranddirektion rund 400 Einsatzkräfte verschiedener Organisationen beteiligt, darunter etwa 300 Feuerwehrleute und 80 Menschen vom Rettungsdienst. Landrat Alexander Legler (CSU) dankte den Helfer:innen: "Auf unsere Blaulichtfamilie ist Verlass."

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