Hitzige Verhandlung

"Er hat keine Ahnung": Todesfahrer von Magdeburg greift Juristen vor Gericht verbal an

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von dpa

Taleb A. (links) sitzt im Gerichtssaal in einem Glaskasten und spricht mit seinem Pflichtverteidiger Thomas Rutkowski.

Bild: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa


Die Aussage zwei ehemaliger Rechtsanwälte machte Taleb A. so wütend, dass der vorsitzende Richter eingriff.

Der Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt ist einen seiner ehemaligen Rechtsanwälte vor Gericht massiv verbal angegangen. "Er hat keine Ahnung", sagte Taleb A. mehrfach über den Juristen.

Der 51-Jährige aus Saudi-Arabien bat das Gericht, Ermittlungen gegen den Mann einzuleiten. Er zweifelte schließlich an, dass es sich um den Rechtsanwalt handele, mit dem er einst gesprochen habe.

Der Angeklagte geriet so in Rage, dass sich Spezialkräfte der Justiz hinter ihn stellten. Sonst sitzen sie mit ihm in einer Glaskabine. Der Prozess findet unter besonders hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg sagte zu dem Angeklagten "Fahren Sie mal eine Stufe runter.".

Angeklagte in Rage

Zuvor hatte der Rechtsanwalt, der als Zeuge aussagte, mehrere Fragen des Angeklagten etwa zu Mails und Terminen nicht beantworten können. Der Jurist hatte den Angeklagten 2023 und 2024 im Zusammenhang mit einem zivilrechtlichen Verfahren vertreten. Er berichtete, A. sei von Anfang an sehr Ich-bezogen gewesen. "Es ging eigentlich immer nur um ihn selbst."

Beim ersten Treffen sei er noch "sehr freundlich, sehr korrekt in seinem Auftreten" gewesen. Das sei dann gekippt, als er ihm die fehlenden Erfolgsaussichten erklärt habe. Sein Mandant habe Tatsachenbehauptungen nicht beweisen können, sei ungeduldig geworden, Mails seien immer umfangreicher geworden.

Nachdem das Mandat schon beendet gewesen sei, habe er eine Mail mit massiven Drohungen von A. erhalten. Der behauptete auch im Gericht wieder, der Anwalt habe Akten vor ihm versteckt.

Rechtsanwalt bezeichnet Angeklagten als "sehr massiv"

Ein zweiter Rechtsanwalt, der A. in verschiedenen Verfahren vertrat, bezeichnete ihn als "sehr massiv". Er sei sehr engagiert gewesen und nicht bereit, nachzugeben. Er habe sein Anliegen mit Nachdruck verfolgt, habe immer sofort einen Termin haben wollen. Auch diesen Anwalt befragte der Angeklagte immer wieder zu Akten und deren Verbleib sowie zu Mails. Er machte ihm Vorwürfe, eine Fristverlängerung nicht in die Wege geleitet zu haben.

Am 20. Dezember 2024 war der Mann aus Saudi-Arabien mit einem mehr als zwei Tonnen schweren und 340 PS starken Mietwagen mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde über den Weihnachtsmarkt gerast. Es starben sechs Menschen, mehr als 300 wurden verletzt. Taleb A. hat die Tat gestanden.

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