Flaute im Kerngeschäft

Autozulieferer Schaeffler setzt voll aufs Rüstungsgeschäft

Veröffentlicht:

von Joachim Vonderthann

Der Autozulieferer Schaeffler will sich zunehmend im Rüstungsgeschäft engagieren und kooperiert bereits mit dem Drohnenhersteller Helsing.

Bild: Peter Kneffel/dpa


Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler will künftig verstärkt im Rüstungsbereich tätig sein. Vorstandschef Rosenfeld sieht in dem strategischen Schritt große Umsatzpotenziale.

Das Wichtigste in Kürze

  • Schaeffler steigt mit strategischer Ausrichtung verstärkt in den Rüstungssektor ein.

  • Vorstandschef Rosenfeld will auch die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands stärken.

  • Das Unternehmen bleibt aber Zulieferer und will keine eigenen Waffen produzieren.

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler plant eine deutliche Expansion in den Verteidigungssektor. Klaus Rosenfeld, Vorstandsvorsitzender der Schaeffler AG, erklärte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" (SZ): "Wir werden ein Unternehmen mit Rüstungsgeschäft." Der Schritt kommt zu einer Zeit, in der Schaeffler mit einer schwächelnden Automobilbranche zu kämpfen hat und Stellen abbauen musste. Nun sollen bestehende Technologien und Kapazitäten aus dem Automobilgeschäft genutzt werden, um die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken und neue Einnahmequellen zu erschließen.

Schaeffler setzt auf Rüstungskooperationen

Erst Anfang Dezember gab Schaeffler eine Kooperation mit dem Drohnenhersteller Helsing bekannt. Dieser Schritt könnte den Weg für signifikantes Wachstum ebnen: "Könnte man in einem Zeitraum von fünf Jahren unser Verteidigungsgeschäft auf eine Milliarde Euro Umsatz bringen? Dann sage ich: Ja, das könnte man", so Rosenfeld zur SZ. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen im Verteidigungsbereich etwa 100 Millionen Euro Umsatz – ohne die Unterstützung durch Helsing.


Fokus auf Zulieferung statt eigener Produktion

Schaeffler möchte jedoch nicht direkt in die Produktion von Rüstungsgütern einsteigen. Stattdessen soll das Unternehmen als Zulieferer agieren und seine Kernkompetenzen im Bereich Industrialisierung einbringen. "Wir haben im Verteidigungsgeschäft dann Chancen, wenn wir unsere Industrialisierungskompetenz einbringen. Das heißt, wenn wir helfen, ein Produkt so zu entwickeln, dass es in größerer Stückzahl mit entsprechender Qualität hergestellt werden kann. Und das in Deutschland", erklärte Rosenfeld weiter. Die strategische Ausrichtung sei dabei entscheidend, wobei der Fokus auf der Nutzung bestehender Technologie liege.

Neben dem Verteidigungsmarkt setzt Rosenfeld auch auf das Potenzial humanoider Roboter. Er sieht in diesem Bereich ebenfalls große Wachstumschancen und bezeichnet ihn als "Milliardenmarkt". Laut Rosenfeld geht es jedoch nicht nur um wirtschaftliche Interessen, sondern auch um die Sicherung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands.

Drohnen-Hersteller Helsing setzt auf Schaefflers Expertise

Schaeffler und das Münchner Drohnen-Startup Helsing hatten am 2. Dezember eine Kooperation unterzeichnet. "Die deutschen Autozulieferer können skalieren wie keine andere Industrie und beim Aufbau resilienter Lieferketten zügig unterstützen", sagte der Helsing-Mitgründer und Co-Vorstandsvorsitzende, Gundbert Scherf. "Die Zusammenarbeit mit Schaeffler ermöglicht uns eine schnelle und zuverlässige Massenfertigung."

Helsing ist auf den militärischen Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) spezialisiert und gilt als eines der wertvollsten jungen Unternehmen in Europa. Das in München ansässige Startup mit gut 900 Mitarbeitern hat mehr als 1,3 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt und wird mit rund zwölf Milliarden Dollar bewertet.


Verwendete Quellen:

Süddeutsche Zeitung: "Letztlich geht es um Verteidigungsfähigkeit"

Nachrichtenagentur Reuters

Nachrichtenagentur dpa

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