Im ZDF-Talk mit Alexander Schweitzer

"Wattebällchen" und "Nebelkerzen": Markus Lanz schießt scharf gegen Bärbel Bas

Veröffentlicht:

von Natascha Wittmann

Bei "Markus Lanz" wurde am Dienstagabend über die umstrittenen Worte von Bärbel Bas diskutiert.

Bild: ZDF / Markus Hertrich


Kurz nachdem SPD-Chefin Bärbel Bas beim Arbeitgebertag für ihre Renten-Pläne ausgelacht wurde, legte sie mit einer scharfen Kampfansage nach. Bei "Markus Lanz" verteidigte Alexander Schweitzer ihre Aussagen, doch der ZDF-Moderator reagierte mit scharfer Kritik.


Rentenreform, Arbeitgeber-Kritik, AfD-Debatte: Bei "Markus Lanz" ging es am Dienstagabend ordentlich zur Sache. Im Zentrum: SPD-Politiker Alexander Schweitzer, der sich hinter seine Parteikollegin Bärbel Bas stellte - und dabei selbst ins Kreuzfeuer geriet.

Auslöser war ein Auftritt von SPD-Chefin Bärbel Bas beim Juso-Kongress. Dort sagte sie Arbeitgebern den Kampf an, die sich zuvor über ihre Aussage lustig gemacht hatten, die Rentenreform werde "aus Steuermitteln" finanziert, "ohne Belastung für die Beitragszahler". Auf dem Arbeitgebertag hatte das für schallendes Gelächter gesorgt. Bei Lanz folgte der nächste Sturm, denn der Moderator zeigte sich fassungslos: "Wer denkt sich sowas aus?!"

Alexander Schweitzer verteidigte Bas zunächst vorsichtig: "Technisch ist es richtig und trotzdem ist es natürlich am Ende eine Belastung." Während Lanz immer wieder stichelnd nachhakte, blieb der SPD-Mann ruhig: "Ich kann verstehen, dass Menschen sagen: 'Ich sehe das anders.' (...) Aber ich kann nicht verstehen, dass man jemanden einlädt und dann auslacht. Das gehört sich nicht."

Lanz ließ dennoch nicht locker: "Intellektueller Tiefstflug - mehr ist das doch nicht. Kann man doch keinem mündigen Bürger zumuten, so einen Satz." Er warf der SPD vor, die Realität schönzureden: "Wir laufen mit Ansage auf amerikanische Verhältnisse zu und dann versuchen wir so rhetorische Nebelkerzen zu werfen, mit so Wattebällchen die Leute einzulullen, indem wir ihnen sagen: 'Pass auf, euch passiert nichts, wir machen das aus Steuermitteln.'"

Markus Lanz will wissen: "Was passiert, wenn die Abstimmung jetzt schiefgeht?"

Schweitzer konterte knapp: "Ich finde es einfach nicht in Ordnung. Es ist nicht höflich, jemanden auszulachen, den man auf die Bühne eingeladen hat." Heftige Kritik gab es jedoch auch an Bas' Aussage, wonach Arbeitgeber "die neuen Gegner" der SPD seien. Doch Schweitzer wies auch dies entschieden zurück und sagte: "Es gibt keinen Kampf gegen die Arbeitgeber. (...) Das ist auch nicht die Position, die wir jetzt in den Vordergrund rücken sollten." Er verwies derweil auf die wirtschaftsfreundliche Linie der Regierung: "Die SPD ist Teil einer Bundesregierung, die jetzt gerade eine massive Steuerreform zugunsten der Unternehmen auf den Weg gebracht hat."

Dabei handle es sich um "eine Pro-Unternehmens-Politik, die ich ausdrücklich unterstütze". Lanz nutzte die Gelegenheit und fragte mit Blick auf das geplante Rentenpaket: "Was passiert, wenn die Abstimmung jetzt schiefgeht?" Schweitzer antwortete ernst: "Dann bekommt die Bundesregierung ein massives Problem." Lanz hakte nach: "Dann ist sie zu Ende?" Der SPD-Politiker blieb vorsichtig: "Das weiß ich nicht. Aber sie ist zumindest in massiven Schwierigkeiten." Schweitzer gab zu, dass er sich "schon Sorgen" mache in Bezug auf die Abstimmung.


Alexander Schweitzer warnt: "Man steht hier in diesem Land wie kurz vor einer Wirtshaus-Schlägerei"

Die Diskussion wurde emotionaler, als Journalist Paul Ronzheimer von seinem Besuch beim AfD-Jugendkongress berichtete. Dort wurde er von Demonstranten als "Nazi" beschimpft. Lanz reagierte nachdenklich: "Es ist nicht jeder ein Nazi, der eine konservative Position hat." Journalistin Karina Mößbauer warnte in dem Zusammenhang vor einer zunehmenden Polarisierung: "Die Ränder, (...) da hat man das Gefühl oder den Eindruck, dass sich die Fronten immer mehr verhärten." Alexander Schweitzer zeichnete ein ebenso drastisches Bild: "Man steht hier in diesem Land wie kurz vor einer Wirtshaus-Schlägerei."

Lanz wollte deshalb wissen, ob sich Schweitzer mit einem AfD-Politiker in eine TV-Sendung setzen würde. Der SPD-Mann antwortete offen: "Ich nehme Ihre Einladungen immer gerne an (...) und wenn Sie noch jemanden von der AfD eingeladen hätten, dann wäre ich wahrscheinlich trotzdem gekommen." Er ergänzte, dass er "keine Zurückhaltung" habe, "was den Umgang mit der AfD angeht".

Allerdings stellte er auch infrage, ob das Konzept der Entzauberung im TV wirklich funktioniere: "Haben Sie denn alle den Eindruck, (...) dass diese Strategie (...) bisher funktioniert hat? Ich weiß nicht, ob das funktioniert hat." Lanz hatte eine klare Antwort: "Die Strategie der Ausgrenzung hat definitiv nicht funktioniert. Die stehen jetzt in Umfragen bei fast 30 Prozent." Und auch Karina Mößbauer stellte klar: "Ich glaube, dass ein Grund für die Umfragewerte der AfD natürlich auch diese mangelnde Reformfähigkeit der aktuellen Regierung ist."

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