Online-Interview

Ukraine-Krieg: Merkel sieht indirekte Mitschuld Polens

Veröffentlicht:

von Michael Reimers

Ex-Bundeskanzlerin Merkel sagt im Interview, warum die diplomatischen Beziehungen zu Russland abgebrochen sind.

Bild: Stefan Sauer/dpa


Hätte der Ukraine-Krieg mit Gesprächen verhindert werden können? Ex-Kanzlerin Merkel deutet das an. Polen und die baltischen Staaten hätten jedoch blockiert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Interview mit dem ungarischen Online-Medium "Partizán" über die Zeit vor dem Ukraine-Krieg gesprochen.

  • Dabei erzählt sie von ihrem damaligen Vorhaben, ein neues Dialogformat mit Kremlchef Wladimir Putin zu schaffen.

  • Polen und die baltischen Staaten hätten die Gespräche jedoch verhindert.

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in der ungarischen Hauptstadt Budapest die ungarische Übersetzung ihrer Memoiren vorgestellt. In einem Interview mit dem Online-Medium "Partizán" hat sie dabei Polen und den baltischen Staaten indirekt die Mitschuld am Ukraine-Krieg gegeben.

Ihr 2015 ausgehandeltes Minsker Abkommen habe zwischen 2015 und 2021 für "Beruhigung" gesorgt, auch wenn es nicht perfekt gewesen sei, so Merkel. 2021 habe sie dann jedoch gefühlt, dass das Minsk-Abkommen von Kremlchef Wladimir Putin nicht mehr ernst genommen werde. "Deshalb wollte ich ein neues Format", erklärt Merkel.

Polen und die baltischen Staaten seien jedoch dagegen gewesen - aus Angst, die EU könne keine einheitliche Politik gegenüber Russland finden. Als sie dann aus dem Amt geschieden sei, habe die Aggression Putins begonnen.


Auch Corona-Pandemie hatte Einfluss

Hätten die Gespräche den Lauf der Dinge aber wirklich geändert? Merkel stellt klar: "Wir werden heute nicht mehr klären können, was gewesen wäre wenn."

Sie sieht zudem die Corona-Pandemie als wichtigen Faktor bei der weiteren Entfremdung zu Putin und der weiteren Eskalation.  Das Corona-Virus habe die Weltpolitik verändert, so die Ex-Kanzlerin. "Wenn man nicht Auge in Auge die Meinungsverschiedenheiten austragen kann, dann findet man auch keine Kompromisse mehr." Videokonferenzen hätten dafür nicht ausgereicht.

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