Polit-Talk "Markus Lanz"

Lanz nach Brandmauer-Kritik von CDU-Mann enttäuscht: "Habe gedacht, dass Sie revolutionärer denken"

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von Natascha Wittmann

CDU-Politiker Dr. Peter Tauber über den Umgang mit der AfD bei Markus Lanz im ZDF.

Bild: ZDF / Markus Hertrich


CDU-Politiker Tauber sorgte jüngst für Aufsehen, als er forderte, die Brandmauer zur AfD zu hinterfragen. Bei "Markus Lanz" verteidigte er seine Haltung – verwickelte sich dabei jedoch nach Lanz mehrfach in Widersprüche.

Das Wichtigste in Kürze

Peter Tauber hat mit einem Tabubruch für Aufsehen gesorgt: Der ehemalige CDU-Generalsekretär sprach sich in einem Interview mit dem "stern" offen dafür aus, die sogenannte Brandmauer zur AfD zu überdenken. Bei "Markus Lanz" verteidigte er am Dienstagabend seine Position - und sorgte damit für Verwirrung.

"Unser Antrag wird nicht falsch, wenn die Falschen zustimmen", sagte Tauber selbstbewusst in der ZDF-Sendung. Er forderte, dass demokratische Parteien nicht automatisch gegen eigene Inhalte stimmen dürften, nur weil die AfD dafür sei.

Gleichzeitig betonte er: "Wir wollen nicht, dass die AfD politische Macht in diesem Land hat." Aus diesem Grund könne die Union niemals einem Antrag der AfD zustimmen, auch wenn sie inhaltlich dafür sei.


Markus Lanz: "Sie können doch nicht eine Einbahnstraße durch die andere Einbahnstraße ersetzen"

Diese Haltung irritierte nicht nur Lanz. Auch SPD-Vize Petra Köpping, der zweite Gast des Talk-Abends, zeigte sich skeptisch: "Das ist zu kurz gesprungen, jetzt nur auf Mehrheiten zu gucken." Lanz versuchte, Taubers Position zu entwirren - und scheiterte mehrfach. Denn während der CDU-Mann betonte, dass er niemals einem Antrag der AfD zustimmen würde, forderte er gleichzeitig, dass man eigene Initiativen nicht fallen lassen sollte, nur weil die AfD mitgeht.

"Ich stimme einem Antrag der AfD nicht zu. (...) Mein Denkmodell ist, dass ich nicht will, dass die AfD Einfluss hat mit ihren Anträgen", erklärte Tauber. Lanz hakte nach: "Was ist das für eine Politik der roten Linien? Das ist ja eine Einbahnstraße." Tauber entgegnete: "Aber die Einbahnstraße haben wir doch jetzt gerade. Wir haben doch jetzt mit der Brandmauer eine Einbahnstraße." Der ZDF-Moderator ließ jedoch nicht locker und stellte klar: "Aber Sie können doch nicht eine Einbahnstraße durch die andere Einbahnstraße ersetzen."


Peter Tauber: "Ist die Brandmauer ein Bestandteil der Radikalisierung?"

Tauber blieb bei seiner Linie und formulierte sie drastisch: "Selbst wenn sie das SPD-Grundsatzprogramm zur Abstimmung stellen, wir stimmen dem nicht zu. Anträgen der AfD darf man nicht zustimmen!" Lanz reagierte genervt: "Das ist nicht konsistent, Herr Tauber!"

Statt endlich konkreter zu werden, sagte Tauber vage: "Ich will eine andere Auseinandersetzung." Der ZDF-Moderator konterte trocken: "Ich habe gedacht, dass Sie da revolutionärer denken." Tauber ließ sich davon nicht beirren. Er argumentierte grundsätzlich: Wenn die politische Strategie darin besteht, die AfD zu ignorieren, könne das gefährlich enden.

Denn: "Wenn diese Brandmauer nur dazu führt, dass die AfD von Umfragesieg zu Umfragesieg eilt, dann muss ich mich doch fragen: Was muss ich eigentlich tun, damit daraus keine Wahlsiege werden?" Er stellte sogar die provokante Frage: "Ist die Brandmauer ein Bestandteil der Radikalisierung? (...) Dann ist sie nämlich auf der anderen Seite ein Brandbeschleuniger."


Peter Tauber in Bezug auf die Union: "Wir wollen unser Profil schärfen"

Lanz hakte nach: "Glauben Sie das?" Tauber antwortete: "Ich würde sagen, das ist nicht abwegig." Um dem entgegenzuwirken, forderte er mehr Debatte, aber innerhalb des demokratischen Spektrums: "Wir müssen anders in den Streit gehen, in den Diskurs. (...) Wenn wir das nicht tun, dann wird die Union zerrieben." Rot und Grün würden die AfD nicht aufhalten, "das geht nur mit einer starken CDU".

Petra Köpping forderte unterdessen mehr konkrete Lösungen statt bloßer Systemkritik. Tauber widersprach: "Dass das alleine dazu führt, dass (...) Menschen, die momentan AfD wählen würden, wieder uns wählen als demokratische Parteien, das glaube ich eben nicht." Er sah ein grundlegendes Problem: "Es gibt ein tiefes Bedürfnis (...) nach Prinzipien in der Politik." Diese müssten auch kontrovers unter Demokraten ausgetragen werden.

Zum Schluss verteidigte Tauber deutlich die Ausrichtung seiner Partei - und ihren Anspruch auf Eigenständigkeit: "Wir wollen unser Profil schärfen und wir müssen das auch, damit nicht der Eindruck entsteht, dass man immer linke Politik kriegt, wenn man Union wählt."

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