Kampf um Pokrowsk: So konnte die Ukraine Putins Truppen aufhalten

Die Berichte über die Situation in Pokrowsk im Osten der Ukraine könnten kaum widersprüchlicher sein. Während das von Kreml-Despot Wladimir Putin regierte Russland von einer Einkesselung der strategisch wichtigen Stadt spricht, verneint die Ukraine solche Behauptungen vehement. Die ukrainische Armee hat dabei offenbar eine clevere Taktik angewandt, um die russischen Angriffe zu unterbinden und ihre Stellung zu verteidigen. Besonders moderne Drohnensysteme sollen eine entscheidende Rolle bei der Abwehr spielen, wie die "Frankfurter Rundschau" (FR) berichtet.

Boden-Drohnen wehren russischen Angriff auf Pokrowsk ab

Am Samstag (15. November) berichtete die 93. Separate Schützenbrigade bei Telegram, dass unbemannte Bodenfahrzeuge maßgeblich dazu beitrugen, russische Truppen nahe dem Dorf Rusin Yar aufzuspüren. Die russischen Soldaten hatten versucht, den dichten Nebel zu nutzen, um unbemerkt an ukrainische Stellungen heranzurücken. Doch die Boden-Drohnen befanden sich bereits in deren Rücken und ermöglichten es der ukrainischen Armee, den Angriff rechtzeitig vorherzusehen.

"Die Russen nutzten die Wetterbedingungen, namentlich den dichten Nebel. Sie wandten sich den ukrainischen Stellungen zu, in der Hoffnung, unsere Drohnen würden 'blind' sein. Dabei haben sie jedoch eines nicht bedacht: Moderne bodengestützte robotische Aufklärungssysteme", erklärte die Brigade laut dem Portal "Unian".

Auch Kamikaze-Drohnen kommen zum Einsatz

Neben den Boden-Drohnen setzten die ukrainischen Truppen auch Kamikaze-Drohnen ein, um russische Panzerfahrzeuge zu bekämpfen. Ein von der Brigade veröffentlichtes Video zeigt angeblich die Zerstörung solcher Fahrzeuge durch Drohnenangriffe aus der Luft. Allerdings lassen sich sowohl Ort als auch Zeitpunkt der Aufnahmen nicht unabhängig verifizieren. Die eingesetzten Boden-Drohnen – darunter Modelle wie "Ameise" – erlauben es den Soldat:innen, feindliche Konvois zu entdecken und gezielte Gegenangriffe zu starten, ohne selbst gefährdet zu werden.

Die Taktiken der Ukraine gehen weit über den Einsatz einzelner Drohnen hinaus. "Defence Express" berichtet, dass die ukrainische Armee zunehmend sogenannte Mehrdomänen-Kampftaktiken nutzt. Diese umfassen eine Kombination aus FPV-Drohnen, Bodenrobotern, Maschinengewehr-Truppen und elektronischen Aufklärungseinheiten sowie Artillerieunterstützung aus sicherer Entfernung. Diese Strategie minimiert das Risiko für die eigenen Truppen und maximiert gleichzeitig die Effektivität der Verteidigung gegen russische Angriffe.

Russland spricht weiter von Einkesselung

Russland hingegen behauptet weiterhin, Fortschritte in der Region Pokrowsk zu machen. Videos von flüchtenden ukrainischen Soldat:innen sollen dies belegen, doch ihre Authentizität konnte bislang nicht bestätigt werden. Trotz dieser Behauptungen blieb eine tatsächliche Einnahme der Stadt durch Moskau bislang aus.

Gesichert ist, dass russische Soldaten in der Stadt sind. Sie sind von verschiedenen Seiten in die Stadt eingedrungen. Russland behauptet täglich, dort seien ukrainische Truppen umzingelt, der Kreis um sie werde enger geschnürt, die Einheiten würden vernichtet. Der ukrainische Generalstab weist hingegen zurück, dass Truppen eingekesselt seien.

Pokrowsk gilt als Symbol für den Widerstand der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg. Das Land verlöre dann nach dreieinhalb Jahren Kampf ein weiteres großes Stück im Westen des Gebiets Donezk. Damit wäre auch die Nachbarstadt Myrnohrad nicht mehr zu halten. Es wäre die größte militärische Niederlage seit dem Fall von Awdijiwka im Februar 2024 – auch für Präsident Wolodymyr Selenskyj.