Fehltage-Bilanz

Freitags sind sie nie da: So oft fehlen unsere Bundestagsabgeordneten

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von Joachim Vonderthann

Die Abgeordneten im Bundestag haben bereits einige Fehltage angesammelt. Besonders der Freitag ist laut einem Bericht beliebt für Abstinenz.

Bild: Michael Kappeler/dpa


Seit März häuften sich 1424 Fehltage bei den Bundestagsabgeordneten. Besonders freitags bleiben viele Plätze leer, mit auffälligen Mustern bei den Fraktionen. Woran liegt das?

Das Wichtigste in Kürze

  • 1.424 Fehltage seit März: Viele Bundestagsabgeordnete bleiben Sitzungen fern.

  • Besonders freitags fehlen im Schnitt 41 Parlamentarier:innen – eine auffällige Häufung im Vergleich zu anderen Tagen.

  • Die Linke-Fraktion hat mit einer Fehlquote von 9,2 Prozent die höchsten Werte; die Union ist am zuverlässigsten mit 2,8 Prozent.

Im Deutschen Bundestag sitzen eigentlich 630 Abgeordnete, doch bei den Sitzungen bleiben viele Plätze leer. Seit der ersten Sitzung des neugewählten Bundestags am 25. März wurden bereits 1.424 Fehltage registriert, wie eine Auswertung des Magazins "Politik & Kommunikation" zeigt, die der "Bild" exklusiv vorliegt. Besonders freitags fehlen demnach auffällig viele Parlamentarier:innen.

Freitags fehlen die meisten Parlamentarier im Bundestag

Insgesamt fanden bis zum 5. Dezember 48 Sitzungen im Bundestag statt. Der letzte Arbeitstag der Woche scheint dabei besonders beliebt für Abwesenheit zu sein: Im Schnitt fehlen freitags 41 Parlamentarier:innen, während an anderen Wochentagen deutlich weniger Abwesenheiten zu verzeichnen sind. Donnerstags sind es durchschnittlich 29, mittwochs 24 und dienstags 21. Montags gibt es in der Regel keine Sitzungen. Der Verdacht liegt nahe, dass viele Abgeordnete den Freitag nutzen, um frühzeitig in ihre Wahlkreise zurückzukehren, wie die "Bild" berichtet.

Linke-Fraktion mit Spitzenwerten bei Fehltagen

Besonders auffällig ist die hohe Freitags-Fehlquote bei der Linken-Fraktion. Im Schnitt war jede:r ihrer Abgeordneten an 1,7 Freitagen abwesend – deutlich mehr als bei anderen Parteien. Die AfD folgt mit 1,3 Fehltagen pro Abgeordnetem, die Grünen mit 1,2. Am zuverlässigsten erscheinen die Politiker:innen der Regierungsparteien von SPD und Union, deren Durchschnittswerte bei 0,6 beziehungsweise 0,5 Fehltagen liegen.

Auch in der Gesamtstatistik führt die Linke mit einer Fehlquote von 9,2 Prozent. Bei den Grünen sind es 5,8 Prozent und bei der AfD 5,7 Prozent, während die SPD mit 3,1 Prozent und die Union mit 2,8 Prozent vergleichsweise niedrige Werte aufweisen.

Die Gründe für die Fehlzeiten variieren. Laut Ina Latendorf (Linke), Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion, sind Krankheit sowie Sorge- und Pflegearbeit in der Familie wesentliche Ursachen für das Fernbleiben. Auch persönliche Überzeugungen spielen eine Rolle: Der Linken-Abgeordnete Marcel Bauer verteidigte seine Abwesenheit mit der Vereinbarkeit von politischer Arbeit und familiären Pflichten.

Ex-AfD-Abgeordneter fehlt am häufigsten

Nicht alle Parteien gehen offen mit den Gründen für die Fehlzeiten um. So erklärte die AfD lediglich, keine Statistik über die Ursachen zu führen. "Erfahrungsgemäß werden Fehltage zumeist durch Erkrankungen verursacht", hieß es von der Fraktion gegenüber "Bild".

Schlusslicht bei der Anwesenheit ist dem Bericht nach Sieghard Knodel, ein fraktionsloser Politiker und ehemaliges Mitglied der AfD. Er "glänzt" mit insgesamt 33 Fehltagen - damit hat er mehr als zwei Drittel aller Sitzungen verpasst.


Verwendete Quellen:

Bild: "Warum sind Politiker freitags so oft krank?"

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