Polit-Talk

CDU-Spitzenkandidat gerät bei Lanz wegen Linkspartei unter Druck: "Sie wollen die Antwort nicht geben?"

Veröffentlicht:

von Natascha Wittmann

Markus Lanz gestikuliert im Gespräch mit Sven Schulze.

Bild: ZDF / Markus Hertrich


ZDF-Moderator Markus Lanz lockte den CDU-Spitzenkandidaten Sven Schulze aus der Reserve, als es um die Brandmauer zur AfD und Linkspartei ging.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die CDU steht in Sachsen-Anhalt unter Druck wie selten zuvor.

  • Bei "Markus Lanz" forderte der ZDF-Moderator klare Aussagen vom CDU-Spitzenkandidaten Sven Schulze, doch dieser wich mehrfach aus.

  • Besonders die Frage nach einer möglichen Tolerierung durch die Linkspartei sorgte für hitzige Diskussionen.

"Vor welcher Zerreißprobe steht die CDU?" Mit dieser Frage eröffnete Markus Lanz seine ZDF-Talkshow, in der es am Dienstagabend hoch herging. Im Zentrum: Sven Schulze, CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2026. Die Umfragewerte sind alarmierend, denn: Die AfD liegt bei fast 40 Prozent, die CDU deutlich dahinter. Doch statt klarer Kante gegen politische Extreme gab es von Schulze vor allem Ausweichmanöver. "Neben mir als Ministerpräsident wird es keinen Minister geben von AfD und keine Ministerin der Linkspartei", betonte Schulze zwar. Doch als Lanz genauer wissen wollte, ob er eine Tolerierung durch die Linkspartei ausschließe, wurde es schwammig.

"Die Antwort werden Sie heute nicht bekommen können, weil wir nicht wissen, wie das Wahlergebnis ausgeht", erklärte Schulze ausweichend. Lanz ließ jedoch nicht locker: "Doch, doch. Sie können eine klare Antwort auf die Frage geben: 'Lasse ich mich im Zweifel von der Linkspartei tolerieren?'" Der CDU-Mann konterte: "Dann setzen Sie aber voraus, dass keine andere Variante möglich ist." Anne Hähnig, Journalistin bei der "Zeit", zeigte sich skeptisch: "Wenn es um die Linke geht, ist viel Unehrlichkeit - rhetorisch jedenfalls - im Spiel." Sie verwies darauf, dass mit der Linkspartei längst auf kommunaler Ebene zusammengearbeitet werde. Schulze wich jedoch auch hier aus und blieb stattdessen wortkarg: "Wir möchten nicht, dass die AfD bei uns regiert. Das darf auch nicht passieren."


Wählerverlust, Unsicherheit - und die Schuldfrage

Lanz hakte nach: "Finden Sie nicht, dass Wähler einen Anspruch darauf haben, eine klare Antwort zu kriegen?" Der CDU-Kandidat blieb vage - und betonte lediglich: "Die klarstmögliche Antwort, die ich heute hier geben kann, (...) ist die, dass es keine AfD und keine Linkspartei am Kabinettstisch geben wird."

Die CDU steht in Sachsen-Anhalt unter Druck. Lanz erinnerte daran, dass die Partei von 39 auf 26 Prozent abgestürzt sei - und fragte: "Wo ist das passiert?" Schulze erklärte vorsichtig: "Die Menschen (...) haben eine große Unsicherheit. (...) Die schauen, welches Vertrauen haben wir in die Politik." Seinem Vorgänger Reiner Haseloff wollte er dabei keine Verantwortung zuschieben: "Die Leute bewerten ja nicht nur die Landespolitik, sie bewerten insgesamt ein Gefühl, das sie haben - und das ist schon herausfordernd."

Lanz fragte irritiert: "Dass es jetzt so mies läuft, ist Schuld der Politik in Berlin?" Schulze antwortete: "Nein, das ist es nicht. (...) Es ist eine Kombination von vielem." Anne Hähnig fand deutlichere Worte und sagte, dass es sie mit großer Sorge erfülle, "dass es alle fünf Jahre noch mal ein bisschen schlimmer wird und aus Sicht der etablierten Parteien ein bisschen apokalyptischer".

Migration, AfD und die strategische Frage

Auf die Frage, wie die CDU auf das Erstarken der AfD reagieren wolle, sprach Schulze schließlich die Migrationsdebatte an: "Das Ergebnis, was wir in der Umfrage haben, darf am Ende natürlich nicht das Wahlergebnis sein, weil dann haben wir wirklich ein maximales Problem." Lanz bezweifelte jedoch, dass dies alleine das Problem lösen werde, denn: "Das ist hier schon mehr als eine Momentaufnahme, sondern es ist ein langfristiger Trend."

Politikwissenschaftler Peter Neumann warnte derweil eindringlich vor einem Rechtsruck der CDU: "Die Idee, dass wenn man sich gegenüber einer noch rechteren Partei öffnet, dass dann (...) die moderatere Partei davon profitiert, das hat sich noch nirgendwo wirklich bewiesen." Er appellierte an die Union, nicht in Panik zu verfallen: "Die CDU muss sich gut überlegen, macht das eigentlich Sinn oder ist das eher eine Panik getriebene Debatte wegen Umfragen?" Neumann ergänzte, dass zur ehrlichen Migrationsdebatte auch dazu gehöre, zu sagen: "Wir brauchen Migration, aber wir brauchen die richtige Migration."