Migrationsdebatte
Absage an Afghanen ist "unwürdig": Menschenrechtsbeauftragter kritisiert Bundesregierung
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von dpaLars Castellucci kritisiert die geplante Absage an einen Teil der Afghan:innen. (Archivbild)
Bild: Christoph Soeder/dpa
Die Afghan:innen hoffen seit Monaten in Pakistan darauf, nach Deutschland ausreisen zu dürfen. Innenminister Dobrindt will ihnen keinen Schutz gewähren - obwohl sie ihn nötig hätten.
Das Wichtigste in Kürze
Der Menschenrechtsbeauftragte Castellucci kritisiert, dass es "unwürdig" sei, "eine ideologisch getriebene Migrationsdebatte" auf Kosten der Afghan:innen auszutragen.
Die Afghan:innen warten in Pakistan auf Einreise nach Deutschland - in ihrer Heimat drohen ihnen Unterdrückung und Verfolgung.
Dobrindt will von dem Versprechen Deutschlands abrücken, weil "kein politisches Interesse zur Aufnahme mehr vorliegt".
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Lars Castellucci (SPD), hat die geplante Absage an einen Teil der Afghan:innen mit einer Aufnahmezusage aus Deutschland scharf kritisiert. Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe sagte, es sei "unwürdig", auf den Rücken dieser kleinen Gruppe von rund 1.500 Menschen, die in Pakistan auf eine Einreise nach Deutschland warteten, "eine ideologisch getriebene Migrationsdebatte" auszutragen.
Kein politisches Interesse mehr an Aufnahme
Der SPD-Politiker bezog sich auf eine Ankündigung des Bundesinnenministeriums, wonach die Bundesregierung einem Teil der Afghan:innen, denen einst Hoffnungen auf Aufnahme in Deutschland gemacht worden waren, nun offiziell eine Absage erteilen wird. Eine Sprecherin des Innenministeriums hatte mitgeteilt, "dass den Personen, die im Überbrückungsprogramm sind und auf der Menschenrechtsliste stehen, in den nächsten Tagen mitgeteilt werden wird, dass kein politisches Interesse zur Aufnahme mehr vorliegt".
Weiterhin Aussicht auf eine Aufnahme in Deutschland haben dagegen circa 90 ehemalige Ortskräfte deutscher Institutionen in Afghanistan und ihre Angehörigen sowie rund 580 Menschen, die eine entsprechende Zusage über das sogenannte Bundesaufnahmeprogramm für besonders durch die neuen Taliban-Machthaber gefährdete Menschen erhalten hatten. Das Bundesinnenministerium betont allerdings, dass auch für Menschen aus diesen beiden Gruppen gelte, dass eine Einreise nicht möglich sei, falls sich bei der vorgeschalteten Überprüfung Sicherheitsbedenken ergeben sollten.
Aufnahme in Deutschland wäre "anständig"
Mit Blick auf diejenigen, die nun eine Absage bekommen sollen, sagte Castellucci, diese Menschen, vor allem Frauen und Kinder, könnten nicht zurück nach Afghanistan. Dort drohten ihnen Verfolgung und Unterdrückung. Sollte die Bundesregierung bei ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Aufnahme bleiben, müsse sie nach alternativen Lösungen suchen, um diese Menschen in Sicherheit zu bringen. "Anständig wäre es, sie in Deutschland aufzunehmen."
Die Grünen-Innenpolitikerin Schahina Gambir sagte, die Betroffenen hätten mit Deutschland zusammen "für ein freieres und demokratischeres Afghanistan gekämpft". Ihnen drohten im Falle einer Abschiebung nach Afghanistan Verfolgung, Folter und Tod. Die katastrophale Sicherheits- und Menschenrechtslage in Afghanistan sei der Bundesregierung hinlänglich bekannt. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) gefährde mit seiner Entscheidung das Leben dieser Menschen.
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