Wie die Gürtelrose-Impfung das Demenzrisiko senken könnte

Demenz ist eine der größten Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft. Nun zeigt eine Studie mit Daten aus dem Vereinigten Königreich, dass die Gürtelrose-Impfung das Risiko, an Demenz zu erkranken, senken kann.

Besonders Frauen scheinen laut der Ergebnisse von dem Schutz profitiert zu haben. Die Forschung wertet dafür ein "natürliches Experiment" aus, das anhand von Gesundheitsdaten eines landesweiten Impfprogramms entstand. Mit einem innovativen Studiendesign konnte ein direkter Zusammenhang zwischen Impfung und reduziertem Demenzrisiko nachgewiesen werden.

Forschende halten die Ergebnisse für relevant – auch wenn nicht alle Impfstoffe gleichermaßen betroffen sind und eindeutige Beweise bislang noch nicht abschließend vorliegen.

Natürliches Experiment liefert Hinweise auf Schutz vor Demenz durch Impfung

Ein besonderes Impfprogramm in Wales ermöglichte ein Studien-Setup, das Forschende als "natürliches Experiment" beschreiben. Die im Fachjournal "Nature" veröffentlichten Analyse vergleicht zwei Personengruppen miteinander: Eine Gruppe ist zum Beobachtungszeitpunkt über 80 Jahre alt und zwischen 1925 und 1933 geboren. Sie hatten zum Betrachtungszeitpunkt, durch mangel an Impfdosen noch keinen Anspruch auf eine Gürtelrose-Impfung.

Die zweite Gruppe wird aus den unter 80 Jahre gebildet, die im Zuge der 2013 eingeführten NHS-Programm des britischen Gesundheitsministeriums, den Anspruch auf eine Zoster-Impfung erhielten. Diese Trennung nach Geburtsdatum lieferte zwei vergleichbare Gruppen für eine siebenjährige Nachbeobachtung.

Die Auswertung des amerikanisch-deutschen Forscherteams zeigte: Bei geimpften Personen lag das Risiko einer Demenzdiagnose 20 Prozent niedriger, als bei Menschen, die die Impfung nicht erhalten hatten. Das entspricht einer Reduktion der Diagnosewahrscheinlichkeit um 3,5 Prozentpunkte über alle Geschlechter hinweg. Besonders deutlich war der Effekt bei Frauen, bei denen die Reduktion 5,6 Prozentpunkte betrug. Bei Männern ließ sich hingegen kein statistisch signifikanter Zusammenhang feststellen.

Die Autor:innen der Studie sehen darin einen möglichen Beweis, dass die Impfung vor der Weiterentwicklung oder dem Auftreten einer Demenz schützt. Welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, bleibt jedoch offen. Denkbar sei sowohl die Verhinderung von Gürtelrosen-Erkrankungen als auch ein immunmodulierender Effekt des Impfstoffs selbst.

Weitere Untersuchungsdaten stützen den Schutz vor Demenz

Eine der größten verfügbaren Analysen aus den USA bewertet Krankenakten von über 100 Millionen Menschen zwischen 2007 und 2023. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die mehrfach an Gürtelrose erkrankt waren, nach dem zweiten Ausbruch ein über Jahre erhöhtes Demenzrisiko hatten. Diese Erkenntnis unterstreicht die Rolle des Varizella-Zoster-Virus bei neurodegenerativen Prozessen.

Laut der britischen Studie reduzieren sowohl der Lebendimpfstoff als auch der Totimpfstoff die Reaktivierung des Virus – und damit auch das Demenzrisiko. Nach Berücksichtigung von über 400 Variablen zeigte sich eine Risikoreduktion von 27 bis 33 Prozent innerhalb von drei Jahren nach der Impfung.

Pascal Geldsetzer von der Stanford University sagte dazu: "Manchmal jedoch (…) 'wird es vollständig reaktiviert'." Erst dann treten die typischen Symptome wie brennende Schmerzen, Blasen und Ausschläge auf. Die neuen Daten legen nahe, dass genau diese Reaktivierungen langfristig das Gehirn schädigen können – und eine Impfung daher ein wichtiges präventives Instrument sein könnte.

In Deutschland wird seit 2018 ein Herpes-Zoster-Totimpfstoff für Menschen ab 60 Jahren und Risikogruppen empfohlenem.