"Bock auf Biathlon"

Tödlich verunglückte Laura Dahlmeier: Auch in ihrem letzten Interview ging es ums Bergsteigen

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von Joachim Vonderthann

Das letzte Interview der beim Bergsteigen tödlich verunglückten Ex-Biathletin Laura Dahlmeier ist jetzt erschienen.

Bild: Hendrik Schmidt/dpa


Ihr dramatischer Tod in den pakistanischen Bergen hat viele Menschen bewegt. Jetzt ist das letzte Interview der einstigen Weltklasse-Biathletin Laura Dahlmeier erschienen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Posthum ist jetzt ein Buch der beim Bergsteigen tödlich verunglückten Laura Dahlmeier erschienen.

  • Darin gibt die frühere Weltklasse-Biathletin bewegende Einblicke in ihre Karriere.

  • Der sagenumwobene WM-Titel von 2017 wäre demnach beinahe ausgefallen.

Letztes Interview der verunglückten Laura Dahlmeier erschienen

Den historischen WM-Triumph 2017 der in diesem Sommer beim Bergsteigen tödlich verunglückten Biathletin Laura Dahlmeier hätte es fast nicht gegeben. Nach zwei Schwächeanfällen vor dem letzten Rennen wollten Trainer und Teamarzt sie eigentlich nicht starten lassen. Das verriet die Sportlerin in einem ihrer letzten Interviews vor ihrem Tod für das neue Biathlon-Buch "Bock auf Biathlon" (Edel Sports), das an diesem Mittwoch (5. November) erschienen ist.

Das Schlussrennen bei den Titelkämpfen in Hochfilzen lief Dahlmeier nur, weil sie sich vor dem Wettkampf gegen den Willen von Trainer und Mannschaftsarzt durchgesetzt hatte. Nach ihren beiden Schwächeanfällen in zuvor vier Tagen nach Einzel- und Staffel-Gold wollten die Verantwortlichen die damals 23-Jährige im abschließenden Massenstart aus Sorge um ihre Gesundheit draußen lassen.

Trainer wollten Dahlmeier nach Schwächeanfällen nicht starten lassen

"So, jetzt müssen wir noch mal reden. Ich gehe zum Bergsteigen, ich gehe zum Klettern. Ich kenne meinen Körper so gut wie kein anderer. Ich kann mich auf meinen Körper verlassen, und ich weiß, wenn ich sage, das passt, dass es passt. Denn sonst könnte ich nie zum Bergsteigen gehen. Dort haben einfache Fehler ganz andere Konsequenzen", erzählte Dahlmeier, die als erste Skijägerin bei einer WM fünfmal Gold holte, in dem Buch.

Beim Bergsteigen in Pakistan war die 31-jährige Dahlmeier am 28. Juli ums Leben gekommen. Die zweifache Biathlon-Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin war mit ihrer Seilpartnerin am Laila Peak unterwegs, als sie auf einer Höhe von 5.700 Metern von Steinschlag getroffen wurde.

Dahlmeier hatte damals in Hochfilzen vor dem Schlusstag schon viermal Gold und einmal Silber geholt. Nach dem Einzel und der Staffel hatte sie Schwächeanfälle erlitten. So habe sie nach dem Einzel auf dem Weg zurück ins Quartier "gestützt werden müssen", erzählte die Ausnahme-Athletin.

Nach dem Zieleinlauf als Staffel-Schlussläuferin "bin ich flach mit dem Gesicht voran in den Schnee gefallen und war weg". An der Pressekonferenz konnte sie nicht teilnehmen, bei Fotos sei ihr schwarz vor Augen geworden.

Doch den Massenstart wollte sie sich nicht entgehen lassen. "Ich fühle mich echt gut und ich verspreche euch, dass es wieder passt und ihr mir 100 Prozent vertrauen könnt. Ich trage das eigene Risiko. Lasst mich starten. Das funktioniert", sagte Dahlmeier.

So ließen der damalige Cheftrainer Gerald Hönig und Teamarzt Klaus Marquardt, "obwohl sie sich vorher eigentlich völlig einig waren, mich nicht starten zu lassen, mich schweren Herzens starten", sagte Dahlmeier. "Und ich bedankte mich mit einer weiteren Goldmedaille."

Es gab nur einen Kompromiss. "Ich versprach: Ich höre sofort auf, wenn es nicht mehr geht. Ich laufe dann auch nicht ins Ziel. Ich mache keinen Blödsinn und es wird passen." Doch Dahlmeier lief ins Ziel - und schrieb mit ihrer fünften Goldmedaille bei der WM 2017 Sportgeschichte.


Dahlmeiers Leichnam bleibt für immer in den Bergen

Der Leichnam von Laura Dahlmeier ist noch immer am Laila Peak - und wird es auch bleiben. Andreas Dahlmeier, der Vater der verunglückten Sportleri, sagte dem "Spiegel" Mitte Oktober: "Wir hätten Laura gern nach Hause gebracht. Aber es war nicht möglich, sie zu holen."

Nach Angaben ihres Managements hatte Dahlmeier verfügt, dass im Fall ihres Todes ihr Leichnam nicht geborgen werden solle, falls sich Helfer bei der Bergung in Lebensgefahr begeben würden. Ob eine spätere Bergung erfolgen sollte, war zunächst offen geblieben.

Die Familie entschied sich dann doch für einen Bergungsversuch: "Wir wussten, dass sie sich an einer Stelle befand, an der andere Expeditionen vorbeikommen könnten. Wir wollten nicht, dass vielleicht Fotos von ihr gemacht werden. Deshalb wollten wir, dass sie geholt wird, wenn die Verhältnisse es zulassen", sagte Andreas Dahlmeier.

Direkt nach dem Unfall sei es aber zu gefährlich gewesen. Im September habe der bayerische Weltklasse-Kletterer Thomas Huber auf Bitten der Familie noch einmal eine Bergung am Laila Peak versucht. "Als Thomas noch mal an den Laila Peak ging, war sie nicht mehr auffindbar. Somit bleibt Laura am Berg zurück. Es besteht keine Chance, sie noch zu bergen."

Dahlmeier über Gipfel: "Ich traue mir das zu"

Dahlmeiers große Leidenschaft für das Bergsteigen ist in dem jetzt erschienen Buch ebenfalls Thema. Die Sportlerin hatte im Herbst 2024 den 6.814 Meter hohen Ama Dablam - in der Nähe des Mount Everest in der Himalaya-Region - in einer Rekordzeit von drei Tagen bezwungen. Kurz darauf brach sie allein zu einem weiteren Gipfel auf. "Ich traue mir das zu", so Dahlmeier damals.


Verwendete Quellen:

Nachrichtenagentur dpa

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