Aufnahmen aus einem Fotoalbum
Forschende identifizieren erstmals Fotos von NS-Deportation aus Hamburg
Veröffentlicht:
von dpaErstmals Fotos von NS-Deportation aus Hamburg identifiziert.
Bild: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa
Lange wurde angenommen, die Fotos zeigen eine Evakuierung. Forschende der FU Berlin und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte haben das nun widerlegt. Und hoffen auf weitere Hinweise.
Das Wichtigste in Kürze
Jahrelang wurden Fotos von NS-Deportationen in Hamburg für Fotos einer Evakuierung gehalten.
Eine neue Analyse identifiziert diese nun richtig und möchte mehr über die abgebildeten Personen erfahren.
Die Bilder werden vom 4. November 2025 bis 6. Januar 2026 in einer Pop-Up-Ausstellung gezeigt.
Forschende der Freien Universität Berlin und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte haben nach eigenen Angaben erstmals Fotografien einer Deportation zu Zeiten des Nationalsozialismus in Hamburg identifiziert. "Aus Hamburg hatten wir bisher keine", sagte Alina Bothe, Historikerin und Projektleiterin des Projekts "#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen" an der Freien Universität Berlin. Als Großstadt mit einer großen jüdischen Gemeinde sei Hamburg bislang eine große Lücke gewesen.
Die Fotos zeigen den Angaben nach die Ankunft von verfolgten Menschen an einer Sammelstelle in der Hansestadt sowie den Abtransport mit Mannschaftswagen zum Hannoverschen Bahnhof, dem Ausgangspunkt für Deportationen während der NS-Zeit. Am 25. Oktober 1941 wurden demnach mehr als 1.000 jüdische Menschen in Hamburg ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Die identifizierten Fotografien ermöglichten neue Perspektiven.
Die Menschen auf den Aufnahmen seien bislang fälschlicherweise als "Opfer der alliierten Luftangriffe vor ihrer Evakuierung" bezeichnet worden, wie es in einer Mitteilung der FU Berlin hieß. "Diese Interpretation konnte durch fachwissenschaftliche Expertise und einen intensiven Prozess der Validierung nun widerlegt werden".
Fotos online oder bei Pop-Up-Ausstellung
Zuvor habe es keine fotografischen Dokumente davon gegeben. Bisher ließen sich die Ereignisse nur aus mündlichen und schriftlichen Erinnerungsberichten und Prozessaussagen rekonstruieren, wie Kristina Vagt von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte sagte. Die Fotos zeigten, dass das Unrecht am Tag und mitten im Stadtraum stattfand. "Durch die Veröffentlichung der drei Fotos vom 25. Oktober 1941 erhoffen wir uns Hinweise durch die Öffentlichkeit auf die abgebildeten Opfer, aber auch Polizisten und Gestapo-Beamte", sagte sie laut Mitteilung.
Den Angaben zufolge stammen die Aufnahmen aus einem Fotoalbum von Bernhardt Colberg, einem Mitglied des Reserve-Polizeibataillons 101 – der militärischen Einheit der Ordnungspolizei in Hamburg während des Nationalsozialismus.
Jetzt werde das Album im United States Holocaust Memorial Museum in Washington verwahrt. Jedoch kann man sie auch online anschauen. Zudem werden in Hamburg die Fotos in einer Pop-Up-Ausstellung vom 4. November 2025 bis 6. Januar 2026 im Geschichtsort Stadthaus gezeigt.
:newstime verpasst? Hier aktuelle Folge ansehen
Mehr entdecken

Kritik an der Regierung
Arrest wegen Protestsongs gegen Putin: Sängerin Diana Loginowa im Visier der russischen Justiz

Wetter
Milder November: Hier klettert das Thermometer am Donnerstag bis auf 20 Grad

Zweiter schwerer Sturm in Folge
Taifun "Fung-Wong": Erdrutsche und Überflutungen auf den Philippinen

Nicht mehr Parteichefin
Wagenknecht gibt BSW-Vorsitz ab - das ist ihr Nachfolger

Beschwerde erfolgreich
Verdächtig im Fall Maddie McCann: Christian B. darf Deutschland verlassen

Lybien-Affäre
Nach nur drei Wochen: Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy darf Gefängnis wieder verlassen
