Erste Tiere verendet

Desaströse Zustände: Tausende Rinder harren wochenlang auf Schiff vor türkischer Küste aus

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von dpa

Weil ihnen wichtige Ohrmarken und Chips fehlten, durften die Rinder nicht an Land gebracht werden. (Symbolbild)

Bild: Sebastian Willnow/dpa


Seit dem 22. Oktober stecken tausende Rinder vor der Küste der Türkei fest. Laut Tierschützer:innen sind einige von ihnen bereits verendet.

Tausende Rinder aus Uruguay müssen seit Wochen an Bord eines Schiffes vor der türkischen Küste ausharren. Der Viehtransport dürfe unter anderem wegen fehlender Dokumente nicht in der Türkei ausladen, teilte das Kommunikationsdirektorat des Landes mit.

Mindestens 48 der 2.900 Tiere an Bord seien bereits verendet, sagte die deutsche Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation unter Berufung auf Angaben von vor einer Woche. Es sei zu erwarten, dass die Zahl inzwischen deutlich gestiegen sei.

Laut der Organisation stach das Viehtransportschiff Spiridon II vor knapp zwei Monaten in See und kam am 22. Oktober vor der Küste der Stadt Bandirma im Marmarameer an. Einen Tag zuvor hätten 15 Unternehmen den Import der Tiere beantragt, teilte das türkische Kommunikationsdirektorat mit. Weil aber etwa Chips oder Ohrmarken fehlten und 469 der Tiere nicht mit zuvor eingereichten Listen übereinstimmten, sei dies abgelehnt worden. Dagegen hätten die Antragssteller Einspruch eingelegt.

Bei einer Untersuchung an Bord sei festgestellt worden, dass 140 der Tiere auf der Reise Kälber geboren hätten, zitierte der Oppositionspolitiker Turhan Cömez aus Gerichtsdokumenten. 90 der Kälber seien nicht auffindbar. Dutzende Tiere seien bereits auf dem langen Weg in Richtung Türkei umgekommen.

Die Tiere müssten sofort tierärztlich untersucht und entladen werden, forderte Animal Welfare Foundation die zuständigen Behörden auf. Der Schiffseigner hatte sich nach der Ablehnung an die Tierschützer:innen gewandt. Da auf Aufnahmen schwarz-weiße Tiere zu sehen seien, dürfe es sich um Tiere aus der Milchindustrie handeln, hieß es.

Zu Beginn der Woche durfte das Schiff kurz andocken. Auf Bildern war zu sehen, wie dabei etwa Heuballen aufgeladen wurden. Die Situation an Bord sei dennoch denkbar schlecht, so die Tierschützer:innen. Man gehe davon aus, dass Futter und Wasser knapp seien, auch die Belüftung solcher Schiffe sei insbesondere in den tiefergelegenen Decks nicht gut. Sie seien zudem nicht darauf ausgerichtet, die Tiere so lange zu beherbergen.

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