Aufruhr im Netz und auf der Straße

Kreml sperrt Gaming-Plattform Roblox: Wie Russlands Jugend jetzt gegen Putins Zensur kämpft

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von Kira Born

Viel russische Kinder müssen durch die russische Kriegszensur auf das beliebte Kinderspiel Roblox verzichten.

Bild: REUTERS


Russland hat die beliebte Spiele-Plattform Roblox abgeschaltet. Während die Behörden vor Gefahren warnen, wächst der Widerstand – von Internet-Protesten bis hin zu kleinen Straßendemos.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die russische Aufsichtsbehörde Roskomnadzor hat die Plattform Roblox gesperrt.

  • Die Behörde fürchte, dass die Gaming-Plattform die moralische Entwicklung von Kindern gefährde und unkontrollierte Räume biete.

  • Expert:innen vermuten hinter der Sperre das Ziel des Kremls, die freie Kommunikation der jungen Generation zu unterbinden und Online-Inhalte noch weitreichender zu kontrollieren.

Für Millionen russischer Kinder brach mit einem Schlag eine ganze Welt zusammen: Die Internet-Aufsicht Roskomnadzor hat die extrem populäre US-Plattform Roblox blockiert, wie die Nachrichtenagentur Reuters und "ZDFheute" berichten. Offiziell dient der Schritt dem Schutz Minderjähriger vor unangemessenen Inhalten. Doch der Unmut im Land wegen der Sperrung der beliebten Gaming-Plattform wächst rapide.

In sozialen Medien kursieren Videos von weinender Kinder und es formiert sich erstmals ein Protest einer Generation, die zuvor kaum Berührungspunkte mit der Repression des russischen Staates hatte.


Russland sperre Roblox aus "moralischen Gründen"

Die Behörde Roskomnadzor begründet das Aus für Roblox damit, dass die Plattform "voller unangemessener Inhalte, die sich negativ auf die geistige und moralische Entwicklung von Kindern auswirken können", wie Reuters die Behörde zitiert. Konkret warnen die Offiziellen vor Gefahren durch Pädophile, Extremismus und sogenannter "LGBTQ-Propaganda" aus dem Westen.

Als offizieller Auslöser wird zudem eine Gewalttat in St. Petersburg angeführt, bei der eine Nutzer:in der Gaming-Plattform zu einem Mord gedrängt worden sein soll. Das der Vorfall in Zusammenhang mit der Roblox-Nutzung steht,t jedoch unklar, wie das ZDF berichtet.


Widerstand der jungen Generation: Zwischen Demo und VPN

Trotz der strengen Zensur im Land regt sich massiver Widerstand, der vor allem digital stattfindet. Laut dem Experten Alexander Pluschew haben die Behörden das Ausmaß unterschätzt: "Es ist klar, dass sie nicht auf die Straße gehen werden, um zu protestieren. Aber sie organisieren Online-Proteste, was den Staat, glaube ich, ziemlich überrascht hat", wie Pluschew gegenüber den ZDF angibt.

Tausende Protestbriefe sollen bereits direkt an Präsident Wladimir Putin geschickt worden sein, während im Netz KI-Videos von fiktiven Demonstrationen auf dem Roten Platz kursieren. Auch kleinere Proteste formieren sich. In Tomsk, weit entfernt von Moskau, gingen am 14. Dezember Menschen auf die Straße.Demonstranten hielten Plakate hoch und betonten den pädagogischen Wert der Plattform. Eine Teilnehmerin erklärte im Interview: "Es ist ein gutes Spiel. Es ist ein lehrreiches Spiel", wie Reuters eine Demonstrantin zitierte. 

Für die meisten Jugendlichen dürfte das Verbot allerdings nicht dauerhaft sein. Der Experten gehen davon aus, dass die jungen Nutzer die Sperren technisch umgehen werden. Pluschew ist sich sicher: "Sie machen das wie wir Erwachsenen. Sie benutzen einfach VPN." Damit machen Millionen Kinder nun ihre erste prägende Erfahrung mit dem repressiven System Russlands und lernen gleichzeitig, dessen digitale Grenzen zu überwinden, so Pluschew.


Verwendete Quellen:

Nachrichtenagentur Reuters

ZDFheute: "Warum Putin den Kindern das Gamen verbietet"

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