Vorschlag von Klingbeil-Berater

Kommt die Renten-Revolution? Koppelung ans Alter könnte fallen

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von Joachim Vonderthann

Der Renteneintritt soll nach einem Vorschlag eines Beraters von Finanzminister Klingbeil vom Alter entkoppelt werden.

Bild: Patrick Pleul/dpa


Können Akademiker:innen künftig später in Rente gehen, Handwerker:innen dafür früher? Ein Vorschlag von Wirtschaftsprofessor Südekum sorgt im Berliner Politbetrieb derzeit für Wirbel. Jetzt hat sich auch Arbeitsministerin Bas geäußert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Renteneintritt könnte künftig vom Alter entkoppelt werden.

  • Das sieht ein Vorschlag eines Klingbeil-Beraters vor.

  • Arbeitsministerin Bas findet Idee "grundsätzlich ganz gut"

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas kann sich vorstellen, den Renteneintritt mit der Zahl der geleisteten Beitragsjahre zu verbinden. "Ich finde die Idee grundsätzlich ganz gut", sagte die SPD-Co-Chefin am Sonntag (7. Dezember)  in der ARD angesprochen auf eine Empfehlung des Ökonomen Jens Südekum.

Der Berater von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) hält eine Koppelung des Renteneintritts an die Beitragsjahre für gerechter als eine Verbindung mit der Lebenserwartung. "Die Lebensarbeitszeit ist eine Stellschraube, an die wir ranmüssen, um die gesetzliche Rente zu sichern", sagte Südekum der "Bild". "Rente für alle mit 70 ist falsch. Besser ist es, den Renteneintritt nicht an eine starre Alterszahl zu koppeln, sondern an eine Mindestanzahl von Beitragsjahren."

Renteneintritt künftig nicht mehr ans Alter gekoppelt?

Bas nannte in der ARD ein Beispiel: Wenn jemand mit 16 schon angefangen habe mit einer Ausbildung und dann eine gewisse Strecke in die Sozialversicherungssysteme einbezahle, der könne dann auch früher aussteigen. "Und wer später anfängt, vielleicht erst ein Studium macht und dann später erst in die Kassen einzahlt, der muss dann auch länger arbeiten."

Klingbeil-Berater Südekum ergänzte: "Wir müssen auf die tatsächlichen Lebensarbeitszeiten gucken. Akademiker zahlen deutlich später in die Rentenkasse ein als jemand, der mit 16 oder 18 Jahren eine Lehre beginnt und dann durcharbeitet. Den Rentenbeginn an die Beitragsjahre zu binden, ist gerechter."

Bas betonte, beide Modelle werde die Rentenkommission erörtern, sie könne dem Vorschlag einiges abgewinnen.

Bas dafür, Renten-Experten dagegen

Die Entkoppelung von Alter und Renteneintritt stößt aber auch auf scharfe Kritik. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher sagte der "Rheinischen Post": "Der Vorschlag wird die Altersarmut nicht reduzieren, sondern Ungleichheiten verstärken."

Zudem werde der Vorschlag zu einem intensiven Streit über die Frage führen, "ob und wann Unterschiede im Renteneintrittsalter berechtigt sind oder nicht", sagte Fratzscher. Aus seiner Sicht würden auf diese Weise "Menschen und vor allem Frauen, die viele Jahre ehrenamtlich tätig waren oder sich um die Familie gekümmert haben, schlechter gestellt".

Auch Renten-Experte Bernd Raffelhüschen lehnt die Idee ab. "Solange das Renteneintrittsalter nicht generell angehoben wird, hätten Akademiker ab 70 Jahren noch höhere Rentenansprüche, weil sie entsprechend länger eingezahlt haben – und in der Regel länger leben als etwa Handwerker.", sagte er der "Bild". Zudem könnten Akademiker:innen "auf Diskriminierung klagen“ oder "sich auf das Rückwirkungsverbot berufen, weil ihnen ihr Bildungsgrad nachträglich angekreidet wird und ihre Gesamtrente reduziert".

Rentenreform soll Rentenpaket folgen

Bis 2031 steigt das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre. Wer 45
Beitragsjahre vorweisen kann, darf früher in den Ruhestand gehen. Für Versicherte, die nach dem 1. Januar 1953 geboren sind, steigt die Altersgrenze laut Arbeitsministerium mit jedem Jahrgang stufenweise um zwei Monate. Wer nach dem 1. Januar 1964 geboren wurde, kann abschlagsfrei in Rente gehen, wenn er das 65. Lebensjahr vollendet hat.

Der Bundestag hatte am Freitag mit den Stimmen der Regierungsfraktionen von Union und SPD ein Rentenpaket beschlossen, das Kritikern zufolge zu noch höheren Kosten zulasten der jungen Generation führen wird. Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte an, 2026 werde eine grundlegende Rentenreform 2026 angestoßen, um die Finanzierung des Systems zu stabilisieren.


Verwendete Quellen:

Bild: "Rente nach Arbeitsjahren statt nach Alter?"

Nachrichtenagentur dpa

Nachrichtenagentur Reuters

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