Bei "Markus Lanz"
Journalistin im Talk bei Lanz: Rentensystem "im roten Bereich"
Veröffentlicht:
von Natascha WittmannSebastian Klüsener: "Dramatisch ist eine demografische Entwicklung ja per se nicht."
Bild: ZDF / Markus Hertrich
Das Rentensystem steht unter Druck, die Zeit drängt. Bei Markus Lanz wurde klar: Ohne Reformen drohen nicht nur finanzielle Engpässe, sondern auch gesellschaftliche Spannungen.
Das Wichtigste in Kürze
Die Rentenreform der schwarz-roten Koalition ist weiterhin Thema.
Die Gäste bei Markus Lanz am 18. Dezember sind sich einig: Das deutsche Rentensystem ist in kritischem Zustand.
Die Exptert:innen fordern weitreichendere Reformen.
Das deutsche Rentensystem steht vor einer Zerreißprobe - und das nicht erst seit gestern. Doch bei Markus Lanz im ZDF wurde am Donnerstagabend (18. Dezember) deutlich: Die Zeit zum Handeln wird knapp. Unter den Gästen: Ökonom Andreas Peichl, der über ein System debattierte, das an seine Grenzen stößt.
Der Forscher des ifo Instituts brachte dabei auf den Punkt, was längst bekannt ist: "Das Hauptproblem ist, dass wir durch die Alterung der Gesellschaft (...) immer weniger Beitragszahler haben relativ zu den Rentnern." Wenn sich daran nichts ändere, drohen laut Peichl "große Finanzierungsprobleme".
Siems: Gesundheitssystem "im roten Bereich"
Journalistin Dorothea Siems wurde noch deutlicher: "Wir haben sozusagen das alles wieder neutralisiert, was wir mal erreicht hatten." Nicht nur das Rentensystem, auch der Pflege- und Gesundheitsbereich seien laut der Journalistin im roten Bereich: "Wir haben jetzt wirklich eine dramatische Situation." Siems warf der aktuellen Regierung zudem vor, vor allem auf die Bedürfnisse der Älteren zu schauen - und dabei die junge Generation aus dem Blick zu verlieren, die mehr und mehr um ihren weiteren Lebensweg "fürchten" müsse. Besonders alarmierend: "Wir haben eine Verdopplung der Pflegefälle seit 2017. Das ist irre!"
Demografie-Experte bleibt zuversichtlich
Zehn Prozent davon seien demografisch bedingt, der Rest gehe laut Siems auf die Ausweitung von Leistungen zurück: "Man hat eben den Pflegebegriff neu definiert und man kriegt heute Leistungen schon bei sehr kleinen Einschränkungen." Trotz aller Kritik versuchte Demografie-Experte Sebastian Klüsener derweil, die Situation differenziert zu betrachten. Er sagte: "Dramatisch ist eine demografische Entwicklung ja per se nicht."
Dass Menschen heute länger leben, sei laut des Experten ein riesiger Erfolg. Doch auch er sagte offen in Bezug auf die Renten: "Jetzt sind wir an einem Moment, wo Zuwanderung auch nicht mehr helfen würde." Klüsener blieb dennoch optimistisch: "Ich bin da zuversichtlich, dass es auch zu Reformen kommen wird, weil immer, wenn Handlungsdruck da war, wurden auch gute Reformen eingeleitet." Dorothea Siems hingegen winkte ab: "Ich bin sehr viel skeptischer."
Krise als Gefahr für die Demokratie
Moderator Markus Lanz wollte zum Schluss wissen, wie tief die Krise bereits reiche und ob das Vertrauen in die Demokratie gefährdet sei. Andreas Peichl warnte: "Wenn es so weiter geht und die Kosten immer größer werden und es keine Reformen gibt und dann die Beitragssätze steigen müssen für die (...) jüngeren Menschen, dann sagen die vielleicht auch irgendwann: Jetzt reicht's."
Dies könne den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden und populistischen Parteien in die Hände spielen. Dorothea Siems zeigte sich derweil kämpferisch: "Ich glaube ja an die junge Generation. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich ihre Zukunft so aus der Hand schlagen lässt."
Soziologe: "kommunalpolitische Vitalisierung"
Wichtig sei jedoch, Lösungen zu finden, "die nicht einzelne Gruppen gegeneinander ausspielen, sondern die für alle akzeptabel sind". Soziologe Stefan Schulz sah darin sogar eine Chance für die Demokratie. Er äußerte im Gespräch mit Lanz den Glauben daran, "dass die Demografie so eine kommunalpolitische Vitalisierung bedeutet, weil es ganz viele Probleme sind, die man vor Ort löst". Seine Hoffnung: "Da kann auch eine Chance für die Demokratie drin liegen."
Mehr entdecken

Vermisster Junge
Suche nach 14-Jährigem aus Greifswald – Polizei bittet um Hinweise

Gans, Rotkohl und Desserts
Einkauf für die Weihnachtsfeiertage: An diesen Tagen bleibt der Supermarkt-Besuch entspannt

Philosoph und Schriftsteller
Precht bei Illner über Ukraine-Politik: Lieber Laschet als Kanzler statt Merz

Cyberangriffe und Sabotage
BND-Reform: Kanzleramt plant deutlich mehr Befugnisse für den Geheimdienst

Erstes Statement
Viraler Coldplay-Kuss: Frau spricht über Hass und Todesdrohungen

Schlechtes Jahr für Arbeitnehmer:innen
Feiertage nachholen, wenn sie aufs Wochenende fallen? So machen es andere Länder



