Von der Leyen sieht "historischen Tag"
Brüssel beschließt Energieunabhängigkeit von Moskau: So will die EU künftig ohne russisches Gas auskommen
Veröffentlicht:
von Max Strumberger:newstime
EU macht Ernst: Raus aus Russlands Gas
Videoclip • 01:16 Min • Ab 12
Die EU hat beschlossen, bis 2027 unabhängig von russischem Erdgas zu werden. Viele Verbraucher:innen machen sich jetzt womöglich sorgen über explodierende Energiekosten. Experten geben Entwarnung.
Das Wichtigste in Kürze
Die Europäische Union hat einen wegweisenden Beschluss gefasst.
Bis Ende 2027 will sie sich vollständig von russischem Erdgas unabhängig machen.
Das bedeutet die Entscheidung für die Verbraucher:innen.
Die Europäische Union hat einen historischen Schritt beschlossen, der die europäische Energiepolitik nachhaltig verändern könnte: Bis Ende 2027 will sie vollständig unabhängig von russischem Erdgas werden. Diese Entscheidung, die von der EU-Kommission, dem Parlament und den Mitgliedstaaten gemeinsam getroffen wurde, markiert das Ende einer Ära der Energieabhängigkeit und den Beginn einer neuen Strategie. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete den Beschluss als "historischen Tag" und sprach von einer "Ära der vollständigen Energieunabhängigkeit Europas von Russland".
Verbraucher:innen stellen sich jetzt die brennende Frage, was dieser Schritt für sie und ihren Geldbeutel bedeuten wird. Denn noch immer entfallen zwölf Prozent der EU-Gasimporte auf Russland, und Länder wie Ungarn und die Slowakei beziehen weiterhin russisches Öl. Einer Analyse der EU-Kommission würde der Komplettverzicht auf russisches Gas kein Risiko für die Versorgungssicherheit bedeuten. Auf dem Weltmarkt gebe es genügend andere Anbieter, heißt es aus Brüssel. Verbraucher:innen müssten sich demnach keine großen Sorgen über steigende Gaspreise machen.
So will die EU die Energieimporte diversifizieren
Die EU hat bereits Maßnahmen ergriffen, um diese Lücke zu schließen. Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Diversifizierung der Energiequellen stehen dabei im Fokus. Zusätzliche LNG-Lieferungen aus den USA, Kanada und Katar sowie eine verstärkte Gasproduktion in Rumänien sollen helfen, den Bedarf zu decken. Auch die Erweiterung der Trans-Adria-Pipeline wird eine Schlüsselrolle spielen, um mehr Gas aus Aserbaidschan zu importieren. Expert:innen sind optimistisch, dass diese Maßnahmen ausreichen werden, um eine Versorgungslücke zu vermeiden.
Europa zahlt mehr Geld an Russland als Hilfen für die Ukraine
Der Ökonom Georg Zachmann vom Thinktank Bruegel sieht kaum ökonomischen Nutzen beim Import von russischem Gas. Zwar könnten niedrigere Preise durch russische Lieferungen theoretisch möglich sein – "die Russen liefern teils für 15 Euro die Megawattstunde", so Zachmann – doch Russland habe bisher keine Geschenke gemacht. Stattdessen versuchten russische Staatskonzerne, ihre Einnahmen zu maximieren oder politische Vorteile durch Sonderrabatte zu erzielen.
Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 hat die EU ihre Energiepolitik grundlegend überdacht. Die Abhängigkeit von russischen Energieimporten war nicht nur eine wirtschaftliche Schwäche, sondern auch ein politisches Risiko. Der Kreml verdiente Milliarden durch den Export fossiler Brennstoffe in die EU – Gelder, die mutmaßlich zur Finanzierung seiner Kriegsmaschinerie genutzt wurden.
Laut dem Thinktank CREA erwirtschaftete Russland allein im dritten Kriegsjahr rund 22 Milliarden Euro durch Energieexporte in die EU. Diese Einnahmen überstiegen sogar die Finanzhilfen, die die EU im selben Zeitraum an die Ukraine überwies. Mit dem neuen Beschluss setzt die EU ein klares Zeichen: Die Zeit der politischen Erpressbarkeit durch Energieabhängigkeit ist vorbei.
Verwendete Quellen:
Nachrichtenagentur dpa
:newstime verpasst? Hier aktuelle Folge ansehen
Mehr entdecken

Bundesweite Proteste
Bundestag stimmt über Wehrdienst ab: Schüler gehen in ganz Deutschland auf die Straße

Entscheidung im Koalitions-Streit
Showdown im Parlament: Darum geht es im geplanten Rentenpaket

Arbeits- und Sozialministerin
"Riesenschritt": Bärbel Bas verteidigt bei Illner geplantes Rentenpaket

Parteivorsitzender der Grünen
"So einen Mist": Markus Lanz wettert vor Banaszak gegen Grünen-Motto

Kanzler will keine fremde Hilfe
Merz will sein Renten-Gesetz mit einer Kanzlermehrheit durch den Bundestag bringen

Umweltschutz
Waldschutzgesetz der EU wird gelockert


