Frau lebte 27 Jahre isoliert
Mysteriöser Fall in Polen: Frau soll jahrzehntelang in Wohnung festgehalten worden sein
Aktualisiert:
von Benedikt RammerIm Polen wurde eine Frau möglicherweise über Jahrzehnte gefangen gehalten. (Symbolbild)
Bild: IMAGO/NurPhoto
27 Jahre lang soll eine Frau in Świętochłowice unfreiwillig in einer Wohnung gelebt haben. Ermittlungen laufen, doch die Frage bleibt: War sie wirklich gefangen oder blieb sie freiwillig?
Das Wichtigste in Kürze
Mirella K. soll 27 Jahre lang in einer Wohnung gelebt haben und diese nicht verlassen haben.
Es wird wegen Misshandlung, unterlassener Hilfeleistung und Freiheitsberaubung ermittelt – bisher ohne Anklage.
Die Frau lebt mittlerweile wieder bei ihren Eltern unter Beobachtung des Sozialdienstes.
Ein erschütternder Fall sorgt derzeit in Polen für Schlagzeilen: Eine 42-jährige Frau aus Świętochłowice, Mirella K., soll Berichten zufolge seit über zwei Jahrzehnten in einer Wohnung gelebt haben, ohne diese zu verlassen. Der Verdacht: Freiheitsberaubung durch ihre Eltern. Polnische Medien berichten, dass Anwohner:innen am 29. Juli die Polizei alarmierten, nachdem Schreie aus der besagten Wohnung zu hören waren. Die Ermittlungen werfen jedoch mehr Fragen als Antworten auf.
Als die Polizei eintraf, öffnete eine ältere Frau die Tür und erklärte, dass sie mit ihrem Ehemann gestritten habe. Während des Gesprächs kam eine kranke und offensichtlich verwahrloste Frau aus einem Zimmer – Mirella K. Die Beamten alarmierten sofort einen Krankenwagen. Die Frau wurde zwei Monate stationär behandelt und war stark unterernährt. Laut dem Nachrichtensender Polsatnews hatte sie keinen Ausweis und war nicht versichert. Eine Krankenschwester berichtete später gegenüber der "Bild"-Zeitung, dass Mirella K. begeistert vom Krankenhausessen gewesen sei und es genossen habe, lange zu duschen.
Unklarheiten bei den Ermittlungen
Die Bezirksstaatsanwaltschaft Chorzów ermittelt wegen Verdachts auf Misshandlung, unterlassene Hilfeleistung und Freiheitsberaubung. Bislang konnten jedoch keine eindeutigen Beweise für eine gewaltsame Festhaltung vorgelegt werden. Sabina Kuśmierska, Bezirksstaatsanwältin, erklärte gegenüber dem Nachrichtensender TVN24: "Die Frau gab zu, ihr Haus seit 27 Jahren nicht verlassen zu haben. Sie sagte, sie sei freiwillig zu Hause geblieben. Niemand habe sie gefangen gehalten oder ihr Gewalt angetan."
Die Geschichte von Mirella K. wirft viele Fragen auf. Bis Anfang 1998 besuchte sie das örtliche Gymnasium, danach wurde sie von ihren Eltern abgemeldet und verschwand aus der Öffentlichkeit. Nachbarn gingen davon aus, dass sie umgezogen oder vermisst sei. Die Eltern sollen auf Nachfrage behauptet haben, ihre Tochter sei entweder entführt worden oder zu ihren leiblichen Eltern zurückgekehrt.
Rückkehr zu den Eltern
Nach ihrer Krankenhausentlassung kehrte Mirella K. Anfang Oktober zu ihren Eltern zurück und lebt nun wieder in ihrem alten Zimmer. Der Sozialdienst besucht die Familie regelmäßig, um die Situation zu beobachten. Dennoch bleibt unklar, ob die Frau tatsächlich über 27 Jahre gegen ihren Willen festgehalten wurde oder freiwillig in Isolation lebte.
Die Ermittlungen dauern weiterhin an; bislang wurde keine Anklage erhoben. Die polnische Boulevardzeitung "Fakt" hatte als Erste über den Fall berichtet und Aleksandra Salbert Binias, eine Unterstützerin von Mirella K., zitiert: "Eine Woche später und sie wäre tot gewesen."
Verwendete Quellen:
Polsatnews: "Tajemnica Mirelli. Co działo się za ścianą mieszkania w Świętochłowicach?"
"Bild"-Zeitung: "Mirella war 27 Jahre im Kinderzimmer gefangen"
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