Falsche Zutaten im Nationalgericht

Carbonara-Eklat im EU-Parlament erzürnt Italien: Meloni-Politiker außer sich

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von Joachim Vonderthann

Eine "falsche" Carbonara-Sauce im EU-Parlament empört derzeit Italien.

Bild: IMAGO/Cavan Images


Ausgerechnet im EU-Parlament werden "falsche" Carbonara-Saucen verkauft. Die italienische Regierungspartei Fratelli d’Italia schäumt vor Wut und will gegen "Italian sounding" vorgehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Italien empört sich über "falsche" Carbonara-Saucen im EU-Parlament-Supermarkt.

  • Landwirtschaftsminister Lollobrigida fordert Untersuchungen wegen irreführender Etikettierung.

  • Schon wegen eines anderen Nationalgerichts war Rom kürzlich schockiert.

Bei ihren Nationalgerichten kennen Italiener:innen keinen Spaß. Das bekommt jetzt auch Brüssel zu spüren. Die italienische Regierungspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat das Europäische Parlament scharf kritisiert.

Im Mittelpunkt steht eine Fertigsauce für Spaghetti alla Carbonara, die ausgerechnet im Supermarkt der EU-Institution in Brüssel verkauft wird. Der Vorwurf: Die Produkte seien ein Beispiel für sogenanntes "Italian sounding" – also Lebensmittel, die nur den Anschein erwecken, italienisch zu sein.

"Falsche" Carbonara im EU-Parlament empört Italien

Die Empörung wurde von einem Fund des italienischen Landwirtschaftsministers Francesco Lollobrigida ausgelöst. Während eines Besuchs in Brüssel entdeckte er die besagte Sauce, die mit der italienischen Trikolore beworben wird, obwohl sie Zutaten wie Sahne und Bacon enthält. Diese gehören laut Lollobrigida nicht zum traditionellen Rezept der Spaghetti alla Carbonara. In einem Social-Media-Post bezeichnete er die Produkte als "inakzeptabel", insbesondere da sie im Supermarkt des Europäischen Parlaments verkauft würden. Er kündigte an, sofortige Untersuchungen einzuleiten.

Meloni-Partei verlangt Schutz italienischer Lebensmittel

Die Fratelli d’Italia wandte sich zudem an die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, mit der Forderung, die Rechtmäßigkeit dieser Produkte zu prüfen. Carlo Fidanza, Delegationsleiter der Partei im Europaparlament, betonte: "Der Schutz echter italienischer Lebensmittel ist nicht nur eine Frage der Identität, sondern auch des Verbraucherschutzes." Insbesondere störe man sich daran, dass die Verpackung der Produkte mit der italienischen Flagge versehen sei, was gegen EU-Vorschriften zur Lebensmitteletikettierung verstoßen könnte.

Die Diskussion um die sogenannte "falsche Carbonara" hat in Italien eine emotionale Komponente. Die Spaghetti alla Carbonara sind ein Symbol der italienischen Küche und eng mit der Geschichte des Landes verbunden. Der Name des Gerichts geht vermutlich auf den Beruf des Köhlers – auf Italienisch "carbonaio" – zurück, der auf Reisen nur haltbare Zutaten wie Pasta, Eier und Pecorino-Käse mitgenommen haben soll.

Briten sorgten bereits mit Cacio e Pepe für Ärger in Rom

Das Phänomen des "Italian sounding" ist ein bekanntes Problem in Italien und sorgt immer wieder für Debatten. Dabei handelt es sich um Produkte, die durch Bezeichnungen oder Symbole italienisch wirken sollen, jedoch nicht nach Originalrezept oder aus Italien stammen. Dies betrifft nicht nur Pasta-Saucen, sondern auch andere Lebensmittel wie Käse oder Weine.

Erst vor ein paar Monaten hatte es in Italien Aufregung um ein anderes Nationalgericht gegeben. Die britische Rezept-Webseite "Good Food" - ehemals von der BBC betrieben - hatte es gewagt, für das römische Traditionsgericht Cacio e Pepe vier Zutaten empfohlen, darunter Butter und Parmesan.

Das große Problem aber: Das italienische Originalrezept für die Spezialität aus Rom sieht ganz anders aus. "Es gibt nicht vier, sondern drei Zutaten: Nudeln, Pfeffer und Pecorino", empörte sich Claudio Pica, Präsident des Gastronomieverbands Fiepet Confesercenti Rom und Latium.  Sogar die britische Botschaft in Italiens Hauptstadt wurde schließlich über den Gourmet-Fauxpas informiert.


Verwendete Quellen:

t-online: "Carbonara-Drama: Italiener attackieren EU-Parlament"

Nachrichtenagentur dpa

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