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"Russland ist keine Gefahr für Deutschland": AfD-Chef Chrupalla schockt Lanz mit Putin-Aussagen

Aktualisiert:

von Natascha Wittmann

Tino Chrupalla (rechts) sorgte für Fassungslosigkeit bei Markus Lanz.

Bild: ZDF / Markus Hertrich


AfD-Chef Tino Chrupalla hat bei Markus Lanz erklärt, Russland sei "aktuell keine Gefahr für Deutschland" - und verglich CDU-Politiker Kiesewetter dabei mit Putin-Freund Medwedew. Der ZDF-Moderator reagierte entsetzt.

"Russland ist keine Gefahr für Deutschland aktuell": Mit dieser Aussage sorgte AfD-Chef Tino Chrupalla am Dienstagabend bei "Markus Lanz" (ZDF) für blankes Entsetzen in der Runde. Während der Westen vor hybriden Bedrohungen durch den Kreml warnt, zeigte sich Chrupalla verständnisvoll gegenüber Moskau.

"Ich argumentiere aus der Position eines deutschen Politikers und was für Deutschland gut ist", so der AfD-Vorsitzende. "Und ich bin der Meinung, wir müssen versuchen, auch mit Diktaturen uns auseinanderzusetzen." In dem Zusammenhang stellte Markus Lanz die zentrale Frage: "Was kritisieren Sie an Putin, Herr Chrupalla?" Die Antwort fiel knapp aus: "Ich kritisiere sehr wohl natürlich den Angriffskrieg gegen die Ukraine." Allerdings habe es laut Chrupalla "eine Vorgeschichte" gegeben - auch der Westen habe "entscheidende Fehler gemacht".

Lanz zeigte sich unbeeindruckt und wollte wissen, ob das wirklich die "härteste Kritik" sei, die der Politiker an Putin äußern könne. Die Antwort von Chrupalla? "Mir hat er nichts getan." Hitzig wurde die Diskussion, als Chrupalla mehrfach betonte, Russland sei "keine Gefahr für Deutschland".

Lanz reagierte fassungslos: "Sie sehen keinen hybriden Krieg? (...) Die Millionen auf der Flucht?" Chrupalla blieb bei seiner Haltung: "Jedes Land kann eine Gefahr für Deutschland werden." Der ZDF-Moderator konterte genervt: "Das ist ein allgemeiner Blabla-Satz!" Doch der AfD-Chef legte nach und sagte, dass auch Polen für Deutschland "eine Gefahr" sein könne. Eine Äußerung, der den Moderator sprachlos machte: "Sie sagen, Polen ist potenziell genauso gefährlich für Deutschland wie Russland?!"

Tino Chrupalla wettert in Richtung Lanz: "Was soll das jetzt?"

Als Lanz deutlich machte, dass vor allem Russland immer wieder mit Atombomben drohe, verglich Chrupalla den russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew, der regelmäßig über Atomschläge gegen den Westen sinniert, mit dem CDU-Politiker Roderich Kiesewetter. "Jeder hat seinen Kiesewetter. Und das ist der Kiesewetter Russlands." Lanz fragte ungläubig: "Im Ernst jetzt?" Chrupalla entgegnete: "Warum nicht? Natürlich! Das ist genauso Propaganda wie Herr Kiesewetter hier!" Zukunftsforscherin Florence Gaub widersprach deutlich: "Eigentlich ist die Bedrohungslage heute klarer als je zuvor."

Chrupalla erklärte derweil, dass es auch hierzulande Missstände gebe: "Wir sehen ja, wie aktuell mit der Opposition in Deutschland umgegangen wird." Ihm zufolge werde Gewalt gegen AfD-Mitglieder immer stärker legitimiert. Lanz fragte daraufhin provokant, ob er bei einem seiner Russland-Besuche je über den ermordeten Kremlkritiker Alexej Nawalny gesprochen habe. Chrupalla antwortete mit einem deutlichen "Nein" und erklärte, dass Nawalny "kein Thema" gewesen sei.

Lanz hakte nach: "Warum nicht?" Chrupalla fragte: "Was soll das jetzt?" Wladimir Kara-Mursa, russischer Oppositioneller und mehrfaches Giftanschlagsopfer, reagierte derweil fassungslos auf Chrupallas Vergleiche zwischen deutscher und russischer Opposition. Er sagte streng: "Es ist beleidigend, sowas zu hören. Unsere Oppositionsführer werden ermordet!"

AfD-Chef: "Ich wurde angegriffen und ich weiß noch nicht, von wem"

Chrupalla selbst sprach von einem Angriff auf ihn, dessen Urheber unklar sei: "Ich wurde angegriffen und ich weiß noch nicht, von wem. (...) Ich weiß nicht, ob das der Staat war. Es waren vielleicht Dienste oder sonst wer. Ich weiß es nicht." Er warnte, dass man deshalb "immer auf der Hut sein" müsse "vor solchen Dingen". Zum Schluss warf Chrupalla der Bundesregierung vor, den Dritten Weltkrieg "zu riskieren". Er erklärte energisch: "Der Bundeskanzler hat nicht mal Angst vor einem Atomkrieg. (...) Das sind solche Aussagen, wo es mir auch eiskalt den Rücken runtergeht."

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